Manchmal möchte man den ganzen Vormittag am Fenster verbringen, in der Hoffnung den Postboten mit dem lang ersehnten Tonträger-Päckchen in der Hand zu erspähen. Wenn CAPTAIN PLANET und DUESENJAEGER zusammen eine Split herausbringen, dann ist das quasi wie zwei solcher Momente in einem. Ergibt summiert also doppelte Vorfreude und kann als kleiner Trost für diejenigen dienen, die das – so erzählt man sich – fast schon legendäre Konzert beider Bands im Centro Sociale im Februar dieses Jahres verpasst haben.
Diese Split macht nicht nur, wahrscheinlich freundschaftlich, in jedem Fall musikalisch überaus Sinn, sondern es scheint beiden Bands darüber hinaus auch inhaltlich an der Umsetzung eines gemeinsamen Konzepts gelegen gewesen zu sein: Das Cover, das auf der Vorderseite einen einsamen Garten mit einem verlassenen Gebäude ziert und auf dem auf der Rückseite ein Spaten abgebildet ist, lässt sich im Zusammenhang mit den Songs der beiden Bands „Nationalpark“ und „Grabeland“ zu einer übergeordnete Metaphorik verbinden. Der Nationalpark, das menschenverlassene Schutzgebiet, verweist genauso wie der Spaten, das „Grabeland“ auf die Abkehr des Äußerlichen – auf das In-sich-gerichtet-sein. „Nationalpark“ von CAPTAIN PLANET knüpft dabei nahtlos an das letzte Album „Inselwissen“ an und kann einmal mehr als Indiz dafür herangezogen werden, dass CAPTAIN PLANET einfach keine schlechten Songs schreiben können. „Dir fehlt das Buch in deinem Regal, um diese Freude zu verstehen (…) Ein Nationalpark zwischen uns. Alles was du sagst – sagst du alleine.“ Es sind Zeilen wie diese, die ein stilles und gleichzeitig tobendes Bild zeichnen, vom inneren Kampf mit sich selbst und der Welt. Und das – glücklicherweise – auf der einen Seite zu abstrakt, um sich nicht in platten Parolen zu verlieren, auf der anderen Seite aber auch nicht zu verkopft, mit viel Raum für eigene Anschlussmöglichkeiten und Interpretationen. Dasselbe lässt sich über den DUESENJAEGER-Song erzählen. Dort heißt es „Wie macht man was richtig? Herzroulette galore. Verbrannte Erde hinterlassen. Weiterzieh’n – von vorn. Nochmal weitersuchen.“ Rückblick zum Vorwärtskommen. Geballte Faust und Nachdenklichkeit. Außerdem allerorten diese verdammt schönen Gitarrenmelodien. Einzig schade, dass die Split mit jeweils nur einem Song beider Bands viel zu kurz geraten ist.
Abschließend sei noch auf Folgendes hingewiesen: Am 16. Dezember gibt’s wieder ein gemeinsames Konzert beider Bands in Bielefeld, das man besser nicht verpassen sollte. Im Übrigen wird es da in limitierter Auflage und vorab eine Wiederveröffentlichung älterer CAPTAIN PLANET-Songs als Zusammenstellung geben. Auf Coffeebreath And Heartache kommt eine 12-Inch mit sieben Songs von früheren, zum Teil längst vergriffenen Veröffentlichungen, nämlich der Split mit MATULA, der ersten 7-Inch „Unterm Pflaster der Strand“ und der Split-10-Inch. Sollte man davon irgendetwas noch nicht kennen, hiermit auch nochmal eine ausdrückliche Empfehlung!