So bedauerlich es auch ist – die Zeiten, in denen man THE GASLIGHT ANTHEM-Konzerte in einem familiären Rahmen erleben konnte, sind lange vorbei. Wer die Band heutzutage live sehen möchte, kommt um einen Abstecher in die örtliche Mehrzweck-Arena kaum herum und darf anschließend das muntere Bühnentreiben bei mäßiger Soundqualität aus einem gebührenden Sicherheitsabstand verfolgen. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Es gibt wohl kaum eine Band, der ich den Erfolg mehr gönne als den Jungs aus New Brunswick, aber leider bringt es die steigende Popularität zwangsweise mit sich, dass der individuelle Charme einer Band zunehmend auf der Strecke bleibt.
Umso erfreulicher ist es, wenn sich die betreffenden Musiker trotz ihres Erfolges durch basisnahe Aktionen hervortun. So ließ es sich GASLIGHT ANTHEM-Frontmann Brian Fallon nicht nehmen, wenige Stunden vor dem Auftritt seiner Band in der Alsterdorfer Sporthalle einen Solo-Auftritt im Hamburger Kult-Plattenladen Michelle Records einzuschieben. Obwohl der Auftritt im Vorwege nicht an die übergroße Glocke gehängt wurde, füllte sich der Laden ab 17 Uhr kontinuierlich, und als Brian eine gute Stunde später mit seiner Gitarre die kleine Bühne, die normalerweise die Schaufensterdekoration beherbergt, betrat, blieb für einige Zuspätgekommene leider nur noch der Platz jenseits der Schaufensterscheibe.
Drinnen lag währenddessen eine Art ehrfürchtige Stille in der Luft, die der Musiker auch mit einigen charmanten Eröffnungsworten nicht wirklich durchbrechen konnte. Stattdessen ließ er die Musik für sich sprechen: Dass ruhigere GASLIGHT ANTHEM-Stücke wie „National anthem“ auch alleine mit Akustikgitarre funktionieren, ist mit Sicherheit keine große Überraschung, doch auch schnellere Songs wie die aktuelle Single „45“ oder „Casanova, Baby!“ bekamen ein neues, Lagerfeuer-kompatibles Soundgewand verpasst. So taute das Publikum nach und nach auf, und am Ende geriet der Auftritt sogar zu einem netten Pläuschchen, in dessen Verlauf einer Zuschauerin sogar die Ehre zuteil wurde, sich mit „Blue jeans & white T-Shirts“ das letzte Stück des Abends zu wünschen – allerdings erst, nachdem ihr der ursprüngliche Wunsch „The ´59 Sound“ wahlweise lust- oder repertoirebedingt verwehrt blieb. Mit knapp über 30 Minuten fiel das Gastspiel von Brian Fallon zwar insgesamt ein wenig kurz aus, aber die intime Atmosphäre entschädigte im Gegenzug die geringe Spieldauer. Und wer trotzdem mehr wollte, der konnte ja immer noch weiter zur Alsterdorfer Sporthalle ziehen.