Das selbstbetitelte Debütalbum von BLUE TEARS ist eine dieser seltenen und teuren Scheiben, die unter AOR- und Melodic Rock-Fans so begehrt sind. Zu Recht! Das Album ist voller Hymnen im DEF LEPPARD-Stil und weiß vor allem durch seinen tollen Harmony-Gesang zu gefallen. Ein paar Jahre später veränderte sich die Szene und niemand interessierte sich auf einmal mehr für melodischen Rock, weil die Augen der Welt, vor allem in Amerika, in Richtung Seattle schielten – das bedeutete das Aus für BLUE TEARS. Letztes Jahr veröffentlichte man dann ein Album mit unveröffentlichten Songs im Demo-Stadium. Nach über 16 Jahren ist es jetzt soweit, ein zweites BLUE TEARS-Album wurde produziert. Als einziges Ur-Mitglied ist Gregg Fulkerson (ATTRACTION 65) dabei. Sein Partner in Crime heißt Bryan Wolski und ist für den Bass und die Backing Vocals zuständig. BLUE TEARS 2006 kann man nicht mehr mit denen von vor 16 Jahren vergleichen. Die Hymnen und der extrem eingängige Sound, leider auch die Major-Produktion von damals, gehören der Vergangenheit an. Heute orientiert sich das Duo eher an gemäßigten Rock-Songs der Marke BON JOVI und Co. Allerdings sind BLUE TEARS nicht so glatt gebügelt und berechenbar wie die Chartbreaker um Front-Schnulze Jon Bon Jovi. Zwar gibt es keine Überraschungen im Sound, aber es ist gelungen, nicht auf den im Moment wieder etwas häufiger anzutreffenden Melodic Rock aufzuspringen, sondern einfach zeitlose Rock-Songs mit Tiefgang zu schreiben. Die Scheibe hat definitiv einen Singer/Songwriter-Charakter und eignet sich gut für eine Autofahrt bei Nacht, oder auch zur Beschallung in eurer verrauchten Lieblingskneipe. Gelungen ist auch die Spielzeit, die Platte geht zwar 50 Minuten, es kommt aber keine Langeweile auf, da die Songs alle ca. dreiminütig sind. Anspieltipps: „let it rain“ und „all the way home“.