Ich sitze mit zwei Freunden im Auto auf dem Weg nach Hannover zu einem Auswärtsspiel einer Mannschaft, die sich selbst die Piraten der Liga nennt. Die Stimmung ist gut, bis der Fahrer, wir nennen ihn mal Jens, eine CD der Band BLOWSIGHT einschiebt. Eine CD, die er kürzlich zugeschickt bekam. Schlagartig ändert sich die feuchtfröhliche Stimmung in blankes Entsetzen. Was bitte ist das? Ich weiß, Musik allzu negativ zu bewerten, ist eigentlich nicht fair und entspricht nicht meinem Ethos, zumal jedwede Musik seine Daseinsberechtigung hat. Sobald es jedoch hinter der Musik empfindlich nach Sellout stinkt, hört der Spaß auf.
Fangen wir jedoch mal mit dem Positiven an: BLOWSIGHT wissen ganz genau, was sie da tun. Hier sitzt jeder Handgriff. Eine Prise Punk, eine Messerspitze Metal, aufgelockert mit ein wenig Pop – fertig ist die Soße. Der Versuch eines Vergleiches mit PSYCHOPUNCH, den W8 WANKERS oder gar den BACKYARD BABIES führt hier aber entschieden zu weit. Vielmehr assoziiere ich hier CINEMA BIZARRE oder TOKIO HOTEL (sorry Jungs, eigentlich mag ich euch). Untermalt wird das Gesamtwerk mit reichlich Kajal und schönen kleinen Emo-Strähnchen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, der ehemalige Manager der BACKSTREET BOYS, Lou Pearlman, zieht hier die Fäden.
Dieser Longplayer ist durchweg durchzogen von hochglanzproduziertem Phrasengedräsche. Ein Beispiel gefällig? „You are in my dictionary, three words under ordinary.“ Oh ha. Aber das ist erst die Vorspeise. Der Hauptgang ist eine Cover-Version von LADY GAGAs „Pokerface”. Gruselig. Das Geld, das hier für den Erwerb der Rechte dieses Songs in die Hand genommen wurde, wäre wahrlich besser in den Kauf eines Grundstückes auf dem Mond investiert gewesen. Wo wir diese CD jetzt auch hinschicken. Nein Nein Nein. Gute Reise und gute Nacht.