Minimalismus pur. Minimalismus in Perfektion. Alicia Merz zaubert mit „Winter lady“ den Schnee auf die verregneten Straßen, den Duft nach Tannennadeln in die Nase und das wohlige Gefühl, vor einem prasselnden Kamin zu sitzen, in den Kopf. Trotz der Kälte des Albumtitels schafft es die Musik, dass dem Hörer warm ums Herz wird. BIRDS OF PASSAGE eben. Dieses Album könnte auch live im Palast der Eiskönigin aufgenommen worden sein, so fragil und dennoch füllend klingen die sieben Tracks, aus denen Nils Frahm mit seiner Mischung noch den letzten Funken Perfektion heraus holt. Sicherlich, solch eine Musik wird man niemals im Radio (oder wenn nur nachts im Deutschlandfunk o.ä.) oder in der Disko (hier fällt mir jetzt echt kein „es sei denn“ ein) hören, aber man sollte sie hören, wenn man dem Alltag den Rücken kehren möchte, die Gedanken schweifen lassen, sich dem Tagträumen hingeben und sich selbst Raum geben.
Alicias erzählende Stimme, die mal im Folk, mal in der Nachbarschaft von LISA GERRARD zu Hause ist, passt sich ideal in das klangliche Umfeld ein, egal, ob es jetzt klirrend kalt oder einfach nur dunkel ist. Überhaupt findet man sich desöfteren in der düsteren Phase von DEAD CAN DANCE wieder. Experimentell und dennoch eingängig und fesselnd, jetzt schon zum zweiten Mal… in einem Jahr. Wenn es draußen auch noch weiß wäre, wäre es perfekt.