THE OFFENDERS – Generation nowhere

Ich erinnere mich noch gut ans letztjährige Stemweder Open Air. Kopf und Beine waren vom langen Tag bereits schwer, die Uhr zeigte nach Mitternacht und die Motivation, vom bequemen Campingstuhl auf dem Zeltplatz noch einmal Richtung Festivalgelände aufzubrechen, um sich die OFFENDERS anzuschauen, hielt sich bei mir und meinen Mitstreitern doch arg in Grenzen. Als wir einige Minuten später dann doch vor der Bühne standen, war jedoch auch der letzte Zweifel daran, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, verflogen: Die Band wirkte wie ein Energy-Drink und brachte das Publikum mit ihrer coolen Mischung aus souligem Ska, Punkrock und Mod-Sound trotz fortgeschrittener Stunde zum Tanzen.
Seit diesem Erlebnis habe ich diese Band endgültig in mein Herz geschlossen, und umso mehr freut es mich, dass die mittlerweile in Berlin ansässigen Italiener nur ein gutes Jahr nach ihrer letzten Veröffentlichung „Lucky enough to live“ bereits wieder ein neues Album nachlegen. Wo vergleichbare Bands auf dicke Bläsersektionen setzen, begeistern THE OFFENDERS auch auf „Generation nowhere“ lieber mit angenehm unaufgeregten Songs, die direkt in die Beine gehen und dabei auf unnötigen Schnickschnack verzichten. Ich persönlich werte es zudem als sehr positiv, dass es der Band trotz allem nicht nur um Party geht, denn neben typischen Rudeboy-Themen positioniert sie sich in einigen Texten auch unverblümt politisch. Am deutlichsten wird dies im Stück „Heil Angela“, in dem mit eindeutigen Worten Deutschlands Rolle in der derzeitigen europäischen Finanzkrise kritisiert wird. Doch auch an anderen Stellen wie „Berlin resist“ oder „Face the power“ wird klar, dass sich THE OFFENDERS trotz ihrer eingangs erwähnten Live-Qualitäten nicht mit der bloßen Rolle als Unterhaltungsband zufrieden geben.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.