BIRDS OF PASSAGE & LEONARDO ROSADO – Dear and unfamiliar

Düstere Wolken scheinen in der südlichen Hemisphäre aufzuziehen, hört man sich dieses Album an. Es mag am Zufall liegen, dass die Musiker allesamt lieber melancholische Platten in den Herbst werfen. Wie auch BIRDS OF PASSAGE, eine gebürtige Neuseeländerin, die momentan aber eher den Sommer begrüßt. Zart haucht sie ihre demütigen Gedanken in die Boxen, während ein stets wachsender, atmosphärischer Soundteppich die musikalische Szenerie untermalt. Bedrückend und betörend zugleich zieht sich die gedämpfte Elektronik durchs Klangbild, umhüllt den Gesang in fernen Dunst und braust ab und zu mal bedrohlich auf.
Sehr zum eigenen Wohl und dem Wohl des Gehörs und der Stimmung ist die Platte wenig voll mit Überraschungen, sondern versucht sich ganz auf das Wesentliche zu konzentrieren – dem Aufbauen von Atmosphäre.
Fast schon zu schauerlich und gespenstisch, von daher wird es wohl leider auch nicht über den saisonalen Musikgenuss hinausgehen. Aber genau das ist das Tolle an der Musik, dass sich für jede Gefühls- und Wetterlage etwas Passendes findet.
Hinter BIRDS OF PASSAGE versteckt sich Alicia Merz, 25 Jahre jung, die ihre Musik deshalb macht, weil sie die Art Musik, die ihr gefällt, nirgendwo gefunden hat. Ganz pragmatisch. Nachdem sie selbst schon jahrelang Gedichte schreibt, lud sie mithilfe ihres Freundes ihre eigenen Songs bei Myspace hoch und wurde prompt von FutureRecords um eine CD-Aufnahme gebeten, später gab es über Denovali einen Re-Release. Recht simple Story, die sich hinter dieser tiefgründigen Musik verbirgt.
Für ihr zweites Album „Dear and unfamiliar“ holte sich die junge Merz dann Leonardo Rosado zur Unterstützung, ein Experimentalkünstler, der stets Alltag, Sound und Poesie miteinander vereint.
Dass beide musikalisch einander gut verstehen, zeigt die ausgesprochene Harmonie und konstante, fast cinematographische Konzeption dieses Albums. Denn ich fühle mich nicht nur poetisch umgarnt, sondern auch noch bestens auf die kalte Jahreszeit vorbereitet. Ach ja und gemastert wurde das Album von Nils Frahm. Da kann doch wohl nichts mehr schief gehen!