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BEAT! BEAT! BEAT! – Schule, Underage Clubs und uncoole Mädchen

BEAT! BEAT! BEAT! begegneten mir erstmals auf dem diesjährigen Appletree Garden Festival in Diepholz. Vier Jungspunde, die alterstechnisch zwar nach Schülerband aussahen, aber dafür schon ziemlich gute Musik machten. Das erinnerte mich an die FOALS, und ein paar Wochen später sah man sie bereits auf dem Dockville Festival, bis vor kurzem die Debüt-EP der Jungs – das Demo nicht mitgerechnet – in meinem Briefkasten landete.
Rasch ging es bergauf, wenn man bedenkt, dass die Band sich erst vor zwei Jahren zusammenfand. Nach einem gewonnenen Band Contest in ihrer Heimat folgten Konzerte weiter außerhalb, bevor sie bei „arte tracks“ gefeatured wurden und große Bands wie die CINEMATICS und COMA auf die vier Jungs vom Niederrhein aufmerksam wurden und für sich entdeckten.
Nicht verwunderlich, dass auch bald die A&Rs der großen Plattenfirmen anklopften, die jedoch von der Band verwiesen wurden, als man versuchte, sie in eine poppigere Richtung zu drängen. Vielleicht eine weise Entscheidung, wenn man bedenkt, dass die Majors nichts gegen einen raschen Erfolg einzuwenden haben, aber eine Band auch genauso schnell wieder droppen, wenn die Absätze rückläufig sind.
In einem webzine entdeckt ich kürzlich das Tourtagebuch der Band, in dem ich interessiert herumstöberte. Natürlich ging es dort auch um Frauen, sorry… Mädchen, und saufen. Aber ist das verwunderlich, wenn die Protagonisten soeben erst den Zivildienst antraten, zum Teil sogar noch die Schulbank drücken? Auf den Zahn fühlen wollte ich ihnen natürlich trotzdem. Zwar wurden mir vor dem Konzert in Hamburg keine peinlichen Geheimnisse offenbart, dafür begegneten mir aber vier ausgesprochen sympathische und gut gestylte Teens, die nicht ansatzweise arrogant wirkten, wie ihnen böse Münder nachsagen. Stattdessen legten sie ihre Instrumente beiseite, denn man war aufgeregt, weil man wochenlang nicht geprobt hatte und bot mir Essen und Trinken an. Und nach dem ersten Kennenlernen begann dann auch das Interview.

Ich finde den Presseinfo-Vergleich mit den FOALS und WHITEST BOY ALIVE sehr zutreffend. Habt ihr den Vergleich selbst gezogen?
Nein, das wurde über uns gesagt. Es ist blöd, sich selbst in eine Schublade zu stecken. Die Vergleiche hängen uns zwar langsam zu den Ohren raus, aber „die Hektik der FOALS und die Gelassenheit von WHITEST BOY ALIVE“ klingt doch gut.

Wie kam es zu der Connection mit den CINEMATICS und COMA?
Unser Manager ist der Tourmanager der CINEMATICS – ganz simpel. Wir mögen die Band und freuen uns, im nächsten Jahr gemeinsam in Holland auf Tour zu sein.
COMA kennen wir, weil sie aus unserer Nähe, aus Köln, kommen. Marius hat über uns einen Pressetext fürs „Jenseits von Millionen“-Festival geschrieben, den wir sehr gut fanden. Auf der Tour hatten wir auch ein gemeinsames Konzert.


Sind denn noch mehr internationale Konzerte geplant? England zum Beispiel?
England ist schwierig, da brauchen wir erst mal Kontakte. Aber wir waren schon für einzelne Konzerte in Österreich, der Schweiz und Holland. Realistischer als England wären über die bisherigen Kontakte Dänemark und vielleicht sogar Norwegen. Aber mal abwarten, was davon nur Gequatsche ist.

Wie sehr stört die Schule das Bandleben und die Tourplanung?
Wir spielen entweder in den Schulferien oder am Wochenende, und das Coole ist, dass die Schulferien immer auf die Toursaison fallen: im Sommer die Festivals, im Herbst die Clubs. Schule ist chillig, weil man einen Job nicht einfach schwänzen kann und stattdessen erst um fünf zu Hause ist. So können wir für Konzerte, die etwas außerhalb liegen, gegen zwei Uhr losfahren und haben genug Zeit, um zweimal die Woche zu proben. Lernen ist nicht so unser Ding. Ein Jahr geht das noch, deshalb haben wir im Moment auch genug Zeit, um unser Album aufzunehmen.

Wo nehmt ihr denn auf?
Bei Dennis von MUFF POTTER. Der hat ein eigenes kleines Indie-Label, Richard Mohlmann Records. Da haben auch GHOST OF TOM JOAD veröffentlicht.

Habt ihr bei Dennis auch die „Stars“-EP aufgenommen?
Nein, die haben wir komplett allein im Proberaum aufgenommen.

Echt?
Ja, mit nur einem Mikrofon.

Bitte, was??
Echt.

Und was sagen eure Mitschüler und Lehrer zu den bisherigen Erfolgen?
Viele wissen noch gar nichts davon. Die meisten stellen sich vor, dass wir Bier trinken und einzelne Konzerte spielen. Aber das finden wir auch angenehmer als wenn viel Rummel gemacht wird.

Aber im Grunde ging bei euch alles ganz schön schnell. Erzählt mal!
Im September 2007 haben wir uns gegründet, und Anfang 2008 hatten wir unser erstes Konzert. Unser dritter oder vierter Gig war München, danach Köln, und dann haben wir in Hamburg im Kir gespielt. Das war ein „Underage Club“ für unter 19jährige, der von Leuten in unserem Alter organisiert wurde. Dort war auch „arte tracks“, die über uns berichtet haben.
Im Grunde hatten wir Glück. Mit arte und mit guten Support-Shows, zum Beispiel für THE ROBOCOP KRAUS. So haben uns viele einzelne kleine Sachen weitergebracht.


Und wie sehr deckt sich eure Vorliebe für Nintendo-Spiele, Fast Food und ausschweifende Hausparties (Info vom Pressezettel) mit dem tatsächlichen Tourleben?
Die Nintendo-Spiele eher weniger… Wobei wir uns vorgenommen haben, nicht nach jedem Konzert Party zu machen.

Was ist an dem Gerücht dran, dass man als „Rockstar“ leichter Frauen kriegt?
Dafür müssen wir ja erst mal Rockstars werden. Aber wenn einen Mädchen in der Großstadt nicht angucken, werfen sie einem nach dem Konzert schon Blicke zu. Mädchen, die darauf achten, sind aber meist uncool. Es gab zwar Geflirte, aber die Hotelzimmer von uns werden nicht besetzt.

Habt ihr denn Freundinnen, die Panik schieben, wenn ihr auf Tour geht?
Ja, wir haben Freundinnen zu Hause, aber Panik… na ja.

Und was sagen eure Eltern zu BEAT! BEAT! BEAT!?
Sie fragen zwar nach, ob wir die Schule schaffen, aber hauptsächlich sind sie stolz. Mein Vater hat zwanzig CDs verkauft, meine kleine Schwester rennt noch immer mit dem Band-T-Shirt rum. Und sie finden es besser, wenn wir herumkommen, als wenn wir nur zu Hause hocken.

Haben sie euch auch schon live gesehen?
Als wir in Viersen bei einem Band-Contest mitgemacht haben und ins Finale gekommen sind, haben wir sie eingeladen. Da war die ganze Familie da, und wir konnten alles auf einmal abhaken. Aber es ist komisch, weil man sich auf der Bühne nicht richtig gehen lassen kann. Ich ziehe zwar keine Show ab, aber vor ganz vertrauten Leuten zu singen, finde ich schwieriger als vor Fremden. Und vor meiner Freundin ist es schwieriger als vor 200 unbekannten Mädchen.

http://www.myspace.com/beatbeatbeatband
http://www.richard-mohlmann-records.de/