Kaum zu glauben, aber wahr: Im Oktober hat das Hamburger Label Audiolith in Form der „Doin´our thing #4“-Compilation bereits seine 250ste Veröffentlich rausgehauen! Was als kleines, weitestgehend konzeptloses DIY-Projekt im Jahre 2003 begann, hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten und einflussreichsten Independent-Labels gemausert, das mittlerweile neben den obligatorischen Elektropunk-Acts auch zahlreiche Bands aus anderen Musiksparten wie HipHop, Indierock oder Punk beherbergt. Unser Schreiber Bernd hat das „Veröffentlichungsjubiläum“ zum Anlass genommen, Label-Boss Lars Lewerenz ein paar Fragen zu stellen.
Moin Lars! Erstmal herzlichen Glückwunsch zur 250. Veröffentlichung auf deinem „Baby“ Audiolith Records! Mal unter uns Gebetsschwestern: Hast du dir damals, als du das Label gegründet hast, ernsthaft vorstellen können, diese Zahl zu erreichen?
Hey Bernd. Was soll ich sagen? Vielen Dank für die Glückwünsche, aber das Baby hat jetzt so viele Onkel und Tanten, dass ich mich auf meine richtigen Kinder konzentrieren kann. Im Endeffekt ist es eigentlich nur ein Grund zu feiern, so eine runde Zahl. Aber dass dazu die Künstler so schöne Songs abgeliefert haben und wir diese tolle Compilation an den Start bringen konnten, ist wirklich geil!
Wenn man die Anfangstage des Labels mit der heutigen Situation vergleicht – was hat sich aus deiner Sicht am meisten verändert?
Auf jeden Fall haben sich alle weiterentwickelt. Das ist schon mal grundsätzlich viel wert. Ich meine, in den 14 Jahren, die es Audiolith jetzt gibt, haben wir den Aufstieg und Fall von Myspace miterlebt und überlebt. Das sagt schon vieles.
In der öffentlichen Wahrnehmung ist Audiolith auch immer mit einer klaren antinationalen Ausrichtung verbunden. War dieser politische Aspekt eigentlich von Anfang als Label-Konzept gewollt, oder hat sich dies aufgrund der persönlichen Einstellung der beteiligten Personen mehr oder weniger zufällig so ergeben?
Hat sich so ergeben. Konzept hatten wir ja nie, bzw. teilweise immer noch nicht. Wir arbeiten sehr hart dafür, das ist, glaube ich, erstmal wichtig. Und wenn man dann noch die Welt ein Stück besser machen kann, ist schon viel geschafft. Manchmal verzweifeln wir natürlich auch.
Wenn man sich deinen Labelkatalog anschaut, fällt auf, dass sich Audiolith im Laufe der Jahre stilistisch immer weiter geöffnet hat. Waren es anfangs in erster Linie Elektro- und Techno-Acts, die bei dir erschienen sind, so gesellten sich gerade in den letzten Jahren auch zunehmend HipHop-Veröffentlichungen mit dazu, und mit FEINE SAHNE FISCHFILET hat sich sogar eine waschechte Punkband bei euch eingeschlichen. Unter welchen Aspekten erfolgt eigentlich die Auswahl der Künstler, mit denen du zusammenarbeitest, bzw. welche Kriterien müssen diese mitbringen, um Mitglied in der Audiolith-Familie werden zu können?
Das bleibt ein Geheimnis.
In den letzten Jahren kam ja immer wieder die Frage auf, ob sich für ein Label überhaupt noch die Produktion physischer Tonträger lohnt. Wie stehst du zu diesem Thema? Wie ist bei euren Veröffentlichungen der letzten Jahre das ungefähre Absatzverhältnis zwischen CD-, Vinyl- und Digitalverkäufen?
Im Endeffekt ist es scheißegal, welches Format jemand wählt, Hauptsache die Mucke flasht. Sorry, klingt echt abgehalftert, aber ich persönlich bin immer noch Freund von CDs und halte nichts vom Vinylboom. Finde aber Spotify etc. völlig legitim. Klar, ist es sicherlich zu wenig Geld, was wir bzw. die Künstler bekommen, aber viel besser als illegale Downloads.
Klassiker-Frage: Was von den bisherigen sind deiner Meinung nach die drei wegweisendsten Audiolith-Veröffentlichungen?
Jede Veröffentlichung ist wichtig. Ich finde, es gibt so unfassbar viel zu entdecken aus unserem Katalog. Ich würde eher die Frage an Menschen da draußen stellen, was für sie wichtigsten Audiolith-Veröffentlichungen sind. Das ist viel interessanter. Wie sie überhaupt hinter die Veröffentlichungen auf das Label gekommen sind und was sie dann weiter entdeckt haben.
Lars, but not least: Was steht im Jahr 2017 bei Audiolith an?
Audiolith wird weiterhin viele Alben und Singles rausbringen, z.B. von WAVING THE GUNS, FUCK ART, LET´S DANCE! etc. Dann gibt es natürlich unfassbar viele Veranstaltungen und Konzerte zu besuchen. Außerdem werde ich mir ein neues Telefon kaufen. Wenn was ist, also anrufen!
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