Kollege Otti hatte ja schon das Debütalbum von ALBERT AF EKENSTAM in den höchsten Tönen gelobt. Insofern könnte ich es verstehen, wenn der gute Mann nun ziemlich sauer auf mich ist, dass ich ihm die neue EP des schwedischen Liedermachers vor der Nase weg stibitze. Aber diese EP ist einfach so wunderschön – ich kann sie wirklich nicht mehr herausrücken. Sorry, Otti!
Doch es scheint sich auch musikalisch etwas getan zu haben in der Welt des Folkmusikers. Lebte das Debütalbum „Ashes“ noch von seiner bassigen Stimme und zartem Gitarrenspiel, so hat er auf den neuen vier Songs den Minimalismus der Vergangenheit gegen orchestrale Opulenz eingetauscht. Wobei diese Umschreibung eigentlich etwas unpräzise ist. Es mag zwar stimmen, dass ALBERT AF EKENSTAM neuerdings eine Vielzahl an Instrumenten zulässt, aber der Einsatz von Toms, Becken, Streichern und Bläsern erfolgt wohl dosiert, eröffnet jedoch neue musikalische Räume, an die sich der gebürtige Stockholmer in dieser Vielschichtigkeit zuvor noch nicht herangetraut hat. Ebenso zeigt er auf „Hundred miles“ seine schwermütige Seite, was dem Songwriter gut zu Gesicht steht. So kommen einem bei den neuen Stücken Bands wie OTHER LIVES oder die LOCAL NATIVES in den Sinn, was Ekenstam auch im positiven Sinne von anderen Songwritern abhebt. Dass hier ein wahrer Goldschatz verborgen ist, der mit dem nächsten Album wahrscheinlich eine breite Öffentlichkeit erlangen dürfte, hat auch ANE BRUN erkannt, die hier als Gastsängerin mit einigen Backing Vocals in Erscheinung tritt. Alles richtig gemacht, Herr Ekenstam!