AIDAN – Le grand discours

AIDAN hat eine reichlich mit Erfahrung gespickte Vergangenheit hinter sich. Zehn Jahre lang auf dem Rad durch Europa, bewaffnet mit einer Gitarre und dem Willen, etwas zu erreichen. Unter anderem spielte er auf dieser Reise mit DAMIEN RICE oder BOBBY McFERRIN, was man manchen seiner Folksongs auf „Le grand discours“ auch anhört. AIDAN wechselt von traditionellen Folkinhalten („Into the future“) zu rhythmuslastigeren und südlicheren Gefilden („Someday tonight“), von zarten Momenten („West cork song“) zu fast schon ekstatischen Augenblicken („Bells of the morning“) und tut dies auf überzeugende Weise. Die ITALIAN WEATHER LADIES, die ihn im Hintergrund (unter-)stützen, tragen absolut gewinnbringend zum Gesamtklang bei, ohne dabei zu sehr in den Vordergrund zu treten. AIDAN erzählt Geschichten von seinen Erlebnissen, berichtet und beschwert sich über die Missstände der Welt („Someone elses problem“), trifft sich dabei auf einen Kaffee mit Pop, trinkt den ein oder anderen Whiskey mit ELBOW und tauscht seine Ideen mit NICK DRAKE aus. Was etwas stört, ist seine doch sehr dem Pop zugewandte Stimme, die zu selten den einzelnen Songs eine eigene Note verleiht, zu oft in bekannten Harmonien und Lagen stecken bleibt. Wer allerdings gerade frisch verliebt ist, sollte sich unbedingt „That night“ anhören und sich zum Wegweiser machen. „Le grand discours“ ist zwar nicht die Wiederauferstehung des Irish Folk, aber zumindest sollte AIDAN ein Absatz im Geschichtsbuch des Folk zugewiesen werden. Denn den verdient der Reisende, der nun in Brüssel ein Zuhause gefunden hat, allemal.
Also, alle Freunde des klassischen Folksongs mit poppiger Note, Freunde von DAMIEN RICE und ähnlichen Künstlern, Ohren auf und AIDAN gehört.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.