Zugegeben, die zeitlichen Rahmenbedingungen für dieses Konzert waren ungünstig gewählt. Daran war nicht die Tatsache, dass es sich um den Dienstag nach einem langen Pfingstwochenende handelte, sondern vielmehr eine übermächtige Konkurrenzveranstaltung schuld: Denn nur ca. 250 Meter Luftlinie entfernt fand in der Großen Freiheit das "Give it a name"-Festival statt, bei dem keine geringeren als SILVERSTEIN und STRIKE ANYWHERE zur Audienz baten. Zum Glück verirrten sich dennoch ein paar Zuschauer in die altehrwürdigen Kellerräume des Molotow, auch wenn hier ohne das besagte Festival sicherlich wesentlich mehr losgewesen wäre. Während wir bierschlürfend auf den Opener RED LIGHTS FLASH aus Österreich warteten, erzählte Olli, dass jene mal nach einem früheren Hamburg-Gig bei ihm übernachtet hätten, wobei sich der Gitarrist zuvor einen Meniskusriss zugezogen habe und die halbe Nacht folglich damit verbracht wurde, im Krankenhaus rumzuhocken und den Verletzten anschließend in die im vierten Stock gelegene Wohnung zu schleppen. Shit happens! Nach einem gemütlichen Einstieg, bei dem der RLF-Sänger lediglich mit einem Keyboard begleitet wurde, legten die Ösis dann voll los, lieferten eine energiegeladene Hardcore-Show ab und kamen auch beim ansonsten eher kommunikationsunfreudigen Publikum gut an.
Nach einem kurzen Line-Check betraten schließlich A WILHELM SCREAM die Bühne und knallten ihren großartigen melodischen Hardcoresound durch die Boxen, wobei natürlich auch nicht mit Songs von ihrem aktuellen Album „Career suicide“ gegeizt wurde. Zudem vereinnahmten sie in kürzester Zeit das komplette Publikum durch ihre enorme Bühnenpräsenz. Der Fünfer ging ab, als wäre Satan persönlich hinter ihnen her, und so mancher Normalsterbliche würde bei dem Rumgespringe wohl schon nach dem zweiten Lied unterm Sauerstoffzelt liegen. Und so erklärte der Sänger auch glaubhaft, dass es für ihn egal ist, ob sie nun vor 50 oder vor 5.000 Leuten spielen – Hauptsache, alle haben eine gute Zeit. Die hatten Olli und ich zumindest so lange, bis wir irgendwann nach dem Konzert als letzte am Tresen verbliebene Gäste maximal semi-freundlich von der dem Feierabend entgegenfiebernden Bardame rauskomplimentiert wurden. Aber immerhin blieben an diesem Abend alle Menisken ganz.