KUNG FU TOUR 2005 – Vandals go Europe

Die Fabrik, endlose Weiten – und das bei einem Konzert der VANDALS, einst Synonym für unterhaltsamen Westcoast Punk und gefüllte Hallen. Nicht so in diesem Jahr. Irgendwie scheinen alle Europäer den VANDALS ihre Reise in den Irak übelgenommen zu haben.
UNDERMINDED, jüngstes Pferd im Stalle Kung Fu Records, nehmen es gelassen. Schließlich ist es ihre erste Europatour, und da lebt man mit kleinen Rückschlägen. „Es ist schon komisch für uns. Die VANDALS, wirklich keine politische Band, werden plötzlich von allen Leuten als Verehrer des Bush-Regimes dargestellt. Und das, obwohl sie mehr Songs über Durchfall haben als sonst eine Band.“ Also, die VANDALS betrieben keine Politik im Irak, sondern das, was sie immer tun: Entertainment. „Nirgends gibt es eine höhere Selbtmordrate als bei den Truppen über die Feiertage. Viele Soldaten sind nicht gerne dort unten, viele sind nur bei der Armee, um überhaupt eine Chance auf Ausbildung zu haben. Wir finden, es war eine gute Sache. Es ging um die Leute, nicht um Politik“, so Matt von UNDERMINDED.
Aber auch sonst hatten die Jungs viel zu lernen. In Italien waren AUDIO KARATE angekündigt, aber UNDERMINDED kamen. Nicht auf dem Plakat, nicht auf der Gehaltsliste. „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn jemand zu dir sagt, klar, du kannst spielen, aber ich bezahle dich nicht, du bist nicht AUDIO KARATE. Thanks for worshipping me, motherf+’§$%.“
An diesem Abend wissen leider auch nur wenige etwas mit dem Quartett aus San Diego anzufangen. Vielleicht 30 Leute verirren sich vor die Bühne, der Rest nutzt die Tribünen umher. Vielleicht sind viele auch einfach erstaunt, was die unscheinbaren Jungs für Musik machen. „Wir sind nicht die stereotypen Hardcore-Kerle – breit, glatzköpfig und tätowiert. Viele Leute unterschätzen uns. Manchmal ist das nervig, wenn alle sagen, hey, du kannst doch keinen Hardcore machen, aber irgendwann ist es egal und die Leute akzeptieren, dass du Bock auf die Musik hast und alles gibst, aber deswegen nicht in ein Schema passen musst.“ 20 Minuten müssen zur Überzeugung reichen, und am Ende verkauft man immerhin ein wenig Merch. Das Set von UNDERMINDED bestand aus den Songs des aktuellen Albums „Hail unamerican“, also alles eher so ein wenig in die THRICE-Ecke einzuordnen als zu alten Hardcore-Recken. Bewundernswert, welches Talent in ihnen schlummert und wie perfekt sie live zu Werke gehen.
Nach der Show macht sich schon ein wenig Frust breit, kaum Resonanz vom Publikum. Auch bei THE GOD AWFULS wird es nicht wirklich besser, zumal der Sound plötzlich unterirdisch schlecht ist und die Gitarren und der Lead-Gesang untergehen. TGA, ebenfalls Frischlinge in Deutschland, versuchen es mit Streetpunk, haben auch ein wenig mehr Erfolg beim sehr zurückhaltenden Publikum, aber so wirklich zündet das Ganze immer noch nicht.
„Dann geh ich halt wieder in den Bus, Golf spielen“, so die nüchterne Betrachtung von Chris (TGA). „Wir hatten wirklich guten Bühnensound, keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist, aber vielleicht war das ein Grund für die schlechte Stimmung. Das Publikum war sehr reserviert.“ Eigentlich sollte jetzt noch ein richtiges Interview mit TGA folgen, leider war die Band nach dem Auftritt eher anderweitig beschäftigt, so dass zunächst die VANDALS angesagt waren. „Das gehört leider auch dazu. Wir bauen für die VANDALS auf, und sie kommen nur und spielen los. Aber es ist schon Wahnsinn. Schau dir Derek am Schlagzeug an, du wirst ihn lieben!“. UNDERMINDED filmten dann fleißig die Show, und der kleine Joe schmachtete sein Idol am Drumkit quasi an. Der ALKALINE TRIO-Drummer ist aber auch ein Großer hinter der Schießbude.
16 Jahre Bühnenerfahrung sind nicht wenig, und so funktionieren die VANDALS von der ersten Sekunde an. Disneyland in der Fabrik. Humorvoll wie eh und je, nur wieder ein wenig älter. „Die VANDALS haben das Glück, nicht so viel touren zu müssen. Obwohl, wir touren eigentlich gerne, aber die verdienen halt Kohle mit Kung Fu oder schreiben Songs für AVRIL LAVIGNE oder gehen mit STING auf Tour. Da kann man verstehen, wenn sie mal zu Hause bei ihren Kids und Frauen sein wollen“.
Knackige 65 Minuten später waren die VANDALS fertig, und selbst hier kam nicht wirklich Stimmung bei den ca. 250-300 Leuten (das ist ca 1/4 der Kapazität der Fabrik) auf. Irgendwie ein merkwürdiger Abend. Kevin (TGA) meinte nur lapidar „Eigentlich ein cooles Venue, aber wenn es so leer ist, komme ich mir vor wie in einer Kirche“.
Tja, danach wurde es dann voll. Zumindest lag noch eine kleine Kieztour an. Onkel Joe wollte seinen „Firsttimern“ noch die Reeperbahn zeigen. Zwei Stunden Zeit und ein Bündel Scheine im Gepäck ging es los. Aber: petzten gilt nicht…