Hui, so seltsam angetan war ich nicht mehr seit dem letzten COCTEAU TWINS-Album. Sphärisch, klassisch, poppig, fesselnd, künstlerisch wertvoll kommt JULIA HOLTERs nun endlich auch frei in Europa zu erwerbendes Album „Ekstasis“ daher. Das Album fühlt sich an, als würde man von hohen Klippen in einen See aus Klängen springen, und das Spritzwasser ergibt sofort den nächsten Song. Die Musik erinnert mal an die Spröde eines TOM WAITS mit engelsgleichem Gesang, mal an die späte ANNE CLARK in ihren klassischsten Momenten, an die experimentellen Phasen der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN und dann wieder an süß gesäuselten Popgesang wie bei KATE BUSH, dessen Süße aber trügerisch ist, zieht sie doch ein seltsam entrücktes Klanggebinde hinter sich her. „Popkünstlerin“ trifft hierbei recht gut das, was man als Eindruck vermittelt bekommt. Denn hier versteckt sich nicht nur eine hervorragend ausgebildete Musikerin, eine belesene Lyrikerin mit einer hohen Zitierfreude, nein, auch eine Performerin ist JULIA HOLTER. Einfach ist diese Musik mit all ihren inhaltlichen Feinheiten sicherlich nicht, aber einen Versuch sollte man „Ekstasis“ schon gönnen, denn Freunde der etwas verschrobeneren Popmusik dürften sich hier genussvoll in Klängen und Klangwelten aalen.
JULIA HOLTER – Ekstasis
- Beitrags-Autor:Simon-Dominik Otte
- Beitrag veröffentlicht:20. Dezember 2012
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Simon-Dominik Otte
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