Die alten EL BOSSO & DIE PING PONGS-Platten sind absolute Klassiker. Die Münsteraner sorgten damals als erste deutschsprachige Ska-Band für Aufsehen, und Songs wie „Immer nur Ska“, „Komm schon“ oder „Wo ist diese Stadt“ sind noch heute gern gesehene Gäste bei jeder ausgelassenen Offbeat-Party. Nach der Auflösung im Jahr 1992 fand sich die Band um El Bosso, Skagus und Dr. Ring-Ding 2003 wieder für einige Konzerte zusammen, und 2012 folgt nun gar das dritte Album.
Doch zur allgemeinen Überraschung zeigen EL BOSSO & DIE PING PONGS auf „Tag vor dem Abend“ ein völlig neues Gesicht: In Liedern wie „Prinzessin“, „Was passiert mit mir“ oder dem DESMOND DEKKER-Cover „Das braucht doch keiner“ lassen sie zwar noch einmal die klassischen Ska-Wurzeln aufleben, doch über weite Strecken klingt das Album wie ein kunterbunter Mix verschiedenster Musikspielarten, in denen der gepflegte Offbeat eher so etwas wie eine musikalische Rahmenbedingung darstellt. So erinnern „Schön“ oder „Was passiert mit mir“ mit ihren Dancehall-Passagen eher an Bands wie SEEED oder CULCHA CANDELA, und poppige Soul-Nummern wie „Nicht das letzte Mal“ und das Titelstück könnten beinahe aus der Feder eines JAN DELAY stammen. Da wundert es auch nicht weiter, dass „Verlieb dich“ sogar mit einen Drum´n´Bass-Beat aufwartet und in dem Song „Metallica“ kein Geringerer als Deutschpop-Sternchen Ingo Pohlmann die Backings beisteuert.
Als Ska-Purist kann man „Tag vor dem Abend“ zumindest als gewagt bezeichnen. Es wirkt irgendwie so, als würden EL BOSSO & DIE PING PONGS auf der Suche nach einem modernen Anstrich vieles ausprobieren, ohne dabei genau zu wissen, wo sie letztendlich hin möchten. Womit sie allerdings nach wie vor Punkten können, sind die Texte, die genau wie damals auf humorvolle und wortgewandte Art für gute Laune sorgen. Doch insgesamt hinterlässt dieses neue Werk bei mir eher gemischte Gefühle.