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SYN*ERROR – Verlustgeschäft

Könnte man die Veröffentlichungen von Kids In Misery vorbestellen, wäre man als Emo- und Postpunk-liebender Vinyljunkie mit einem lebenslangen Abonnement sicherlich bestens beraten. Das kleine Hamburger D.I.Y.-Label hat sich in der Vergangenheit nämlich nicht nur durch einen ausgezeichneten Musikgeschmack hervorgetan, sondern scheut auch bei der Verpackung seiner zumeist ausschließlich auf Schallplatte erscheinenden Veröffentlichung weder Kosten noch Mühen. So auch im Fall dieser LP von SYN*ERROR, die in einem tollen Inside Out-Klappcover mit schickem Retro-Pixeldesign daher kommt. Und auch, was die Musik betrifft, wird wieder hochwertige Kost geboten: Nach diversen Demos und Split-EPs ist „Verlustgeschäft“ das erste komplette Album der Berliner, die den Emo-Core der Neunziger wieder aufleben lassen, aber auch hörbar von der einen oder anderen Dischord-Band beeinflusst wurden. Obwohl die Stücke meist relativ kurz gehalten werden, überraschen sie durch ein recht abstraktes, aber dennoch fließendes Songwriting. Wo andere Bands den Zuhörer mit ihrer Vielzahl an Breaks geradezu erschlagen, verlieren SYN*ERROR glücklicherweise niemals die Harmonie ihrer Songs aus den Augen. Übrigens: Entgegen des Plattentitels singt die Band ausschließlich auf Englisch, während sie andererseits zwischen den Liedern immer wieder merkwürdige, deutschsprachige Interludes einbaut, in denen eine sonore Stimme seltsame Texte zu jazziger Hintergrundbeschallung vorträgt. Diese Interludes dürften nicht gerade jedermanns Sache sein, allerdings unterstreichen sie noch einmal die Eigenwilligkeit der Band sowie die Tatsache, dass es sich hier eben nicht um eine durchschnittliche 08/15-Veröffentlichung handelt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.