Als ich den Titel des Openers – „Im Sog der Breitnis“ – las, hatte ich schon die große Befürchtung, ein Kifferalbum in den Händen zu halten. Stattdessen bietet dieser Song eher eine Abrechnung mit eben breiten Partygängern und deren nervenden Eskapaden, was mich dann doch sehr fröhlich stimmt. Insbesondere das Ende ist ganz herrlich.
PHRASENMÄHER bieten auf „Sehr verstörte Damen und Herren“ eine krude Mischung aus Rock, HipHop, Pop, Folk, Tango, äh… eigentlich könnte man hier jede Schublade der Musikrichtung aufziehen, ein Blatt herausreißen und dann ein großes Gesamtkunstwerk erschaffen, das so in etwa an die Spannweite dieser Band heranreicht. Zielsicher zwischen den ÄRZTEN, den MONSTERS OF LIEDERMACHING, OLLI SCHULZ, FETTES BROT und auch RAINALD GREBE bewegen sich die Songs und Texte auf dem „richtigen“ Debüt der Band aus Hildesheim und hüpfen ständig auf der Ohrwurmtaste im Kopf des Hörers herum. Schön, das.
„Online hat man mich gern“ heißt es in „Online (hab ich ein Haus)“. Ich könnte mir bei dieser CD, die auch noch mit einer sehr ansprechenden DVD glänzt, vorstellen, dass sich das Gernhaben für PHRASENMÄHER nicht auf das weltweite Netz beschränken wird. Dafür sind die Texte einfach zu einfallsreich-skurril und die begleitende Musik zu abwechslungsreich. Alltägliches, Banales, Verrücktes und auch einfach Menschliches thematisieren die Herren aus dem deutschen Süden mit Wurzeln in Hamburg oftmals mit einem sehr ironischen Unterton. Und das, ohne Klischees auszulassen, aber nur, um mit ihnen zu spielen und sie zu verzerren.
So erfahren wir beispielsweise, wie schwierig es ist, mit einem satanistischen Mitbewohner in einer WG zu leben und die Mietrückstände einzufordern („Gemäßigt satanisch“), wie schlecht es ist, wenn man keine Mütze mit „Hochklappdings“ hat, oder auch endlich die schönste Formulierung dafür, wie unerträglich so manches Jungverliebtenpaar doch ist: „Immer wenn wer guckt, esst ihr euch auf“. Für jeden was dabei.
„Sehr verstörte Damen und Herren“ macht einfach Spaß, zaubert ein Lächeln oder mehr aufs Gesicht, bietet jede Menge Denk- und Gesprächsanstöße und zeigt, wie farbenprächtig und unprätentiös Musik sein kann.