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VELVETEEN – 27

Namedropping ist ein verflucht zweischneidiges Schwert, gerät eine Band doch dadurch leicht in Gefahr, als Kopisten abgestempelt zu werden. Namedropping kann aber auch ein unendlich nützliches Instrument einer Band sein, die passende Zielgruppe zu erschließen. VELVETEEN aus Frankfurt haben ihre Wurzeln im Shoegazing sind nach eigenem Bekunden voller Hochachtung vor dem Erbe der Ahnen (RIDE, MY BLOODY VALENTINE) und gehen auf ihrem vierten Album „27“ doch einen ganz eigenen Weg. Statt Feedbacks und Gitarrenwänden, setzt man auf unendlich schönen, dreamy Indie-Gitarrenpop, der gerne mal elektronisch durchwoben, dezent mit Synthies, Geräuschesamples und gelegentlich auch mit den klassischen Gitarrenwänden angereichert wird. Kommen wir nun zurück zum (nützlichen) Namedropping. Carsten Schrauffs Stimme erzwingt geradezu den Vergleich mit Ben Gibbard, und auch die Musik erinnert oft und wohltuend an große Momente von DEATH CAB FOR CUTIES oder THE NOTWIST, aber auch der Name SLUT taucht immer wieder aus den fein verwobenen Soundscapes von „27“ auf. Welche Glanztaten man auf diese Weise zustande bringen kann, beweisen zum Beispiel „L.S.P. wars“ oder „Rookie of what?“. Verzerrte Gitarren, ein flottes Tempo, Melodien wie aus dem Indie-Himmel und einfühlsamer Gesang werden hier in vollendeter Schönheit zusammengebracht. „I divided Europe“ hingegen hätte auch auf dem letzten THE NOTWIST-Album eine gute Figur gemacht. Großartig, wie hier ein Saxophon in den Sound eingebunden wird. In die gleiche (Stimmungs-)Kerbe schlagen auch das erhabene „We measured twice“ und das tröstend beschwingte „Little gaps“. Im Gegensatz hierzu zitiert die Band in den beiden Songs „Cars“ und „Final“ noch einmal die Erkenntnisse der Ahnen, wobei man sich dabei eher dem Post-Rock à la CASPIAN annähert als dem guten, alten Shoegazing. Wenn man diesem überaus gefühl- und stimmungsvollen Album überhaupt irgendetwas vorwerfen kann, dann die fast schon überbetonte Relaxtheit. Bei Album Nr. 5 also noch mehr „L.S.P. wars“ und weniger „Aspen“ und ich vergebe zum allerersten Mal die Höchststernenzahl! Promise!