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TAUBEN – Bis ans Ende der Schäbigkeit

Zuerst eine aufrichtige Entschuldigung. An die Band, das Label, die Promoagentur. Wie konnte dieses grandiose Debüt nur ein halbes Jahr ungehört an mir vorbeiziehen? Andererseits hat die Verzögerung auch ihr Gutes: Mit etwas Abstand lässt sich feststellen, dass die TAUBEN bisher sträflich unter dem Radar fliegen. Kein Airplay, kaum Rezensionen, und auch auf den geschmackssicheren, liebevoll kuratierten Festivals: Fehlanzeige. Ja, selbst mir – wohnhaft in Hamburg, wie die Band – ist das bislang nicht aufgefallen. Peinlich.
Doch was macht dieses Debüt so bemerkenswert? Vielleicht, dass hier zusammenkommt, was bislang selten wirklich zueinanderfand. Und schon gar nicht so selbstverständlich. An vorderster Stelle steht die Rachut’sche Punk-Attitüde: provokant, teils dadaistisch, dabei nie platt – sondern voller Inbrunst herausgeschrien, musikalisch stets überraschend verpackt.
Ein Beispiel gefällig?
„Ich hasse alle Menschen / aber auch die anderen / die reden Scheiße noch im Bus extra laut / komm wir gehen in die Mensa / halt die Fresse Arschgesicht / Deine Brille hat gar keine Gläser“.
Man muss es einfach mögen.
Dass Jens Rachut hier seine Finger im Spiel hat, liegt auf der Hand – auch wenn er „nur“ als Co-Produzent firmiert. Offenbar hat er gemeinsam mit dem Major Label sofort gespürt, worin das Besondere liegt: „Ein bisschen hässlich. Ein bisschen ranzig. Aber wunderschön.“ So heißt es treffend zu Beginn des Bandinfos.
Was mich an „Bis ans Ende der Schäbigkeit“ am meisten beeindruckt: Musikalisch ist das hier eben kein Schema-F-Punk. Stattdessen klingt etwa „Asphaltrose“ zunächst melancholisch nach – Gitarren schwanken, Elektronik flackert – bis sich aus dem Nichts ein richtiger Punksong erhebt. Ohne Warnung. Und genau so soll es sein.

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