Auf dem diesjährigen Reeperbahnfestival Ende September stattete uns der Belgier GOYTE (sprich: Gaultier) aus seiner Wahlheimat Australien einen Besuch ab und präsentierte dort im Molotow sein kurz davor erschienenes Album „Like drawing blood“.
Gleich beim ersten Hören fällt mir eine Parallele zu PETER GABRIEL auf. Stimmlich verwandt, und die vielen Samples machen die One-Man-Show perfekt. Das Lied „The only way“ ist ein gutes Beispiel dafür: Drumcomputer, die in diesem Lied vertrackte Beats hervorbringen, orientalische Bläser, vergleichbar wie beim Klezmer, als Sample ein Akkordeon und das alles sehr melodisch-poppig verpackt.
Der vierte Titel „Coming back“ würde sogar James Bond als Song gut zu Gesicht stehen. Ein Tangobeat mit orchestraler Begleitung, ein rollender Kontrabass, der wie bei AMY WINEHOUSE großes Kino verspricht. Die Anzahl der Instrumente in diesen beiden Liedern ist einfach unglaublich. Stünde GOYTE mit seinem Gesang nicht derart im Vordergrund, könnte man ihm aufgrund einiger orientalischer Anklänge einen Weltmusik-Stempel aufdrücken.
Wären die anderen neun Songs auf einem ähnlichen hohen Niveau, hätte dies ein sehr gutes Album werden können. Höre ich auf „Seven hours…“ wirklich ein OASIS-Sample?!? Bei „Night drive“ fühle ich mich in dunkle Zeiten des Popzeitalters zurückversetzt. Wurde das Lied für DSF-Nightclips oder für das Radio geschrieben? Unfassbar. Furchtbar.
Der Beginn des Albums verspricht sehr viel, was die „unsäglichen“ Songs am Ende leider in keiner Weise mehr einhalten können. „Like drawing blood“ ist kein einheitliches Konzept-Album, sondern lediglich eine Ansammlung einzelner Ergüsse, welche manchmal sehr kitschig und überladen sind. Schade.