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SOCIAL DISTORTION – 08.10.2024, College Street Music Hall (New Haven, Connecticut)

Man könnte es eine schicksalshafte Fügung nennen, dass wir wenige Tage vor unserem Antritt unseres Ostküsten-Trips noch einmal zufällig über die Tourdaten von SOCIAL DISTORTION gestolpert sind und festgestellt haben, dass eine meiner Lieblingsbands am Tag vor unserem Rückflug in New Haven, CT spielt. Das ist von unserer letzten Urlaubsstation New York gerade einmal 130 Kilometer entfernt und tagsüber problemlos mit den stündlich fahrenden Zügen der amerikanischen Bahngesellschaft Amtrak zu erreichen. Die Herausforderung bestand hingegen darin, wie man nachts wieder zurückkommt. Für eine Fahrt mit dem Uber ist die Entfernung definitiv zu weit, und der letzte Zug Richtung NYC sollte bereits gegen 22:30 Uhr gehen, was bei einem angesetzten Konzertbeginn von 20:00 Uhr etwas zu knapp bemessen schien. Die Lösung des Problems war überraschenderweise der gute alte Flixbus! Mir war bisher gar nicht bewusst, dass das Low Budget Busunternehmen auch in den Vereinigten Staaten unterwegs ist, aber für 18 Dollar pro Person gab es Tickets für einen Non Stop-Transfer von New Haven nach New York um 23:10 Uhr, die sogar direkt über die deutsche Website des Unternehmens gebucht werden konnten. Somit stand einem Konzertbesuch im Bundesstaat Connecticut nichts mehr im Wege.
Am Konzerttag selbst brachen wir bereits mittags an der Penn Station in Manhattan auf, um noch ausreichend Zeit zu haben, um uns die Stadt anzuschauen und vor dem Konzert noch in Ruhe essen zu gehen. Rückblickend betrachtet muss man allerdings attestieren, dass New Haven außer der (nur einen Steinwurf von der Venue entfernten) Yale Universität mit ihren zahlreichen historischen Gebäuden nicht sonderlich viel zu bieten hat. Dementsprechend fieberten wir dem Konzertbeginn regelrecht entgegen und enterten bereits kurz nach Einlassbeginn die College Street Music Hall, bei deren Betreten bereits deutliche Unterschiede zu Konzertbesuchen in Europa deutlich wurden. Zunächst musste nämlich im Anschluss an die obligatorische Taschenkontrolle zusätzlich eine Sicherheitsschleuse mit Metalldetektor passiert werden, um das Reinschmuggeln von Waffen zu unterbinden. Als nächstes wurden wir mit zwei Armbändern ausgestattet: Eines welches anzeigt, für welche Ticketkategorie wir Karten besaßen (sprich Innenraum oder Tribüne), und mit dem anderen Armband war es uns gestattet, an der Bar alkoholische Getränke zu erwerben. Ausgestattet mit Bier und Cider konnten wir somit den Auftritt von THE BELLRAYS verfolgen, welche SxDx auf der kompletten aktuellen Tour begleiten. Musikalisch lässt sich die Band eher dem Rock-, als dem Punk-Bereich zuordnen, zumal sich der Gesang von Sängerin Lisa Kekaula stark an alten Motown-Bands orientiert. Für meinen Geschmack wirkten ihre Ansagen sowie die zahlreichen Publikumsanimationsversuche zwar etwas zu überambitioniert, aber im Laufe des Sets ließ sich das anfangs noch verhaltene Publikum immer mehr drauf ein und entließ die BELLRAYS schließlich nach einer knappen Dreiviertelstunde unter tosendem Applaus von der Bühne.
Der Applaus steigerte sich noch weiter, als nach einer etwas zu sehr ausgereizten Umbaupause endlich SOCIAL DISTORTION die Bühne betraten und mit „Through these eyes“ ihren Auftritt eröffneten. Frontmann Mike Ness waren die Strapazen seiner Mandelkrebserkrankung samt nachfolgender Chemotherapie im vergangenen Jahr zwar noch anzusehen, er wirkte aber insgesamt wieder sehr agil, und man spürte regelrecht wie froh er war, mittlerweile wieder auf der Bühne stehen zu können. Es folgten mit „I was wrong“, „I wasn’t born to follow” und „Tonight” einige weitere Stücke, bis zu dem Frühwerk “Mommy’s little monster“ schließlich der erste heftige Pogo des Abends losbrach. Es folgten weitere Highlights wie „The creeps“, „Machinegun blues“, „Sick boys“ oder „Ball and chain“, bei dem auch der BELLRAYS-Gitarrist wieder auf die Bühne kam und an der Akustikgitarre unterstützte. Nach dem anschließenden „Reach for the sky“ folgte noch der Zugabenblock, von dem wir allerdings nur noch „Born to kill“ sowie „Story of my life“ mitbekamen. Denn ihr wisst ja: Der Flixbus wartet nicht.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.