Kurz und schmerzlos. Genau das Gegenteil habe ich nun gerade hinter mir. Nach neun Jahren, von denen ich sechs sehr intensiv begleiten durfte, sind sie nun also groß, die Schüler:innen meiner ersten Hamburger Klasse. Und haben Abitur, man mag es gar nicht glauben. Ihretwegen und ihnen zur Ehre bin ich dann auch tatsächlich mal im Anzug (!) auf meinen allerersten Abiball gegangen. Und der war alles, nur nicht kurz und schmerzlos. Nach einer schönen Zeugnisübergabe, zu der wir sogar mit einem THE CURE-Cover aufwarten durften, ging es dann nach Irgendwo im Nirgendwo, zu einer Eventlocation, die wohl dem Geschmack der Schüler:innen entsprach – und das ist ja das Wichtigste.
Dort gab es dann so manchen (Rede-)Beitrag, viele Preise (leider auch negative), tolles Lob („was für ein geiler Lehrer ist eigentlich Herr Otte?“) und ein weiteres THE CURE-Cover der Lehrerband, die immerhin ganze zwei Mal geprobt hatte. Dennoch wurde sie sehr gefeiert. Sowohl nach meiner Rede, als auch nach dem Song musste ich dann aber schnell von der Bühne, da ich mir doch vorgenommen hatte, nicht zu weinen. Schmerzlos ist anders, ich erwähnte es bereits… um zwei Uhr morgens durften dann der Lieblingskollege und ich auch die Feier verlassen, vorher wurde uns das verboten, denn „Sie können doch jetzt noch nicht gehen!“ – und so kam es denn auch zu manch langem Gespräch mit den Ex-Schüler:innen, vertrauensvoll und persönlich (so viele Dinge, bei denen ich immer denke: Das hätte ich meinem Lehrer niemals anvertraut! … aber es macht stolz!), so, wie wir es gewohnt waren und hoffentlich auch noch in Zukunft sind. Dieser Abijahrgang 2022, er ist ein ganz besonderer. Das sind Menschen, die man auf die Gesellschaft loslassen kann und die mir auf ewig im Gedächtnis bleiben werden – und vielleicht auch Teil meines zukünftigen Lebens.
Auf die Gesellschaft losgelassen hat man auch unsere k&s. Ob sie im Gedächtnis bleiben werden oder gar Teil unseres Lebens, das sei einmal dahingestellt.
Auf den Abijahrgang 2022 in Barmbek-Nord!
BABY FIRE – Grace (Label: Off Records, VÖ: 06.05.2022)
(bc) Dieses Frauen-Trio stammt aus Brüssel und spielt düster-experimentellen Art-Rock. Dass es dabei gerne auch unkonventionell zur Sache geht, wird bereits im dem Opener „A spell“ deutlich, der mit Falsett-Gesang überrascht. Des Weiteren kommen auch gerne mal Instrumente wie Violine oder ein Theremin zum Einsatz. Das wirkt zwar stellenweise etwas anstrengend, versprüht zugleich aber auch einen angenehmen Hauch von Anarchismus.
https://www.facebook.com/babyfirebrussels
BABY OF THE BUNCH – Pretty but it has no use (Label: Revolver Distribution, VÖ: 22.04.2022)
(bc) Vier Musiker*innen aus Leipzig, Berlin und Dresden vereinen unter dem Namen BABY OF THE BUNCH Riot Grrl-Attitüde, Grunge, (Post-)Punk und Synthie-Sounds zu einem gleichermaßen eingängigen wie anspruchsvollen Gesamtwerk. Hat da gerade jemand BABES IN TOYLAND gemurmelt?!? Das trifft es nicht so ganz, denn im Endeffekt kommen BABY OF THE BUNCH klanglich deutlich weniger punkig rüber als die bekannte Band aus Minneapolis. Interessant klingt das „Pretty but it has no use“ jedoch allemal.
https://de-de.facebook.com/babyofthebunch/
BOBBY SPARKS II – Paranoia (Label: Leopard, VÖ: 13.05.2022)
(jg) Dies darf man durchaus und zurecht als Konzeptalbum bezeichnen. Mit zwei CDs begibt sich der Texaner BOBBY SPARKS II auf eine Reise durch die afroamerikanische Musikbeschichte und begegnet dabei den verschiedensten Stilen von Funk, HipHop, Soul, Jazz und Pop. So groß das Vorhaben, so vielseitig das Ergebnis, das es auf eine Gesamtspielzeit von 2 Stunden und 20 Minuten bringt. Manchmal anstrengend, meist unterhaltsam – für meinen persönlichen Geschmack aber etwas zu viel Präsentation des zweifelsfrei vorhandenen technischen Könnens der beteiligten Musiker.
https://www.facebook.com/BobbySparksII?ref=py_c
DANIEL ERDMANN & CHRISTOPHE MARGUET – Pronto! (Label: Melodie En Sous-Sol, VÖ: 06.05.2022)
(jg) Das Cover-Artwork lässt an Easy Listening oder Bossa Nova denken, tatsächlich steckt hinter „Pronto!“ aber ein neues Quartett um den mehrfach ausgezeichneten Jazzsaxophonisten und Komponisten DANIEL ERDMANN, die hier zusammen mit Christophe Marguet (Drums), Bruno Angelini (Piano) und Hélène Labarrière (Kontrabass) acht Songs im klassischen Jazz-Stil darbieten. Auch wenn das Info von einer zeitgenössischen Interpretation spricht, kann man die klassische Ausbildung der beteiligten Musiker doch heraushören. Was in meinen Augen aber keine Kritik darstellt, denn ein jeder von ihnen weiß sich auch zurückzunehmen, wenn es für die jeweilige Stimmung der Stücke förderlich ist.
http://www.daniel-erdmann.com/Home.html
DER NEUE PLANET – Area fifty-fun (Label: Tonzonen Records, VÖ: 22.04.2022)
(jg) Ein Album, das so viele Stile bedient, wie ich es noch nie gehört habe. Von Heavy Rock bis Dreampop über Math Rock, Progressive und Stoner Rock bis hin zu Jazz-Pop ist alles mit dabei, dazu Songlängen von mitunter 14 Minuten. Die Eigenständigkeit kann man dem zweiten Album der Kölner Instrumentalband DER NEUE PLANET keineswegs absprechen. Am Ende also Muckermucke für Mucker? So ganz lässt sich diese ketzerische Frage nicht leugnen, und ich nehme durchaus an, dass sich zu ihren Fans hauptsächlich Menschen zählen, die mindestens ein Instrument einigermaßen gut beherrschen. Wenngleich sich die Kölner insgesamt durchaus zugänglich zeigen, keine allzu vertrackten Taktzahlen in ihre Stücke einbauen und ihre Musik mitunter eine hypnotische Wirkung entfaltet. Von verträumt bis pompös ist alles dabei. So richtig begeistern kann ich mich für DER NEUE PLANET leider trotzdem nicht.
https://www.derneueplanetband.de/
DEWAERE – What is pop music anyway? (Label: À tant rever du roi, VÖ: 29.04.2022)
(so) Rock, wie er im Buche steht. Rock mit einem kleinen Hint in Richtung Gothic, dabei speziell in Richtung THE SISTERS OF MERCY, von der Geschwindigkeit her noch eher THE MISSION. So ein bisschen im wohlig-warmen Wasser des Bekannten suhlen, dann versuchen, sich freizuschwimmen „Voilà, now you’re old“, nur um damit im Nachbarbecken des 90er-Rock zu landen. DEWAERE hat zu wenig Eigenes, um wirklich zu begeistern, auch wenn die Songs für sich genommen durchaus Potential für höhere Weihen aufweisen.
https://dewaereband.bandcamp.com
DJANGO 3000 – AliBabo (Label: Millaphon Records, VÖ: 17.06.2022)
(jg) Kürzlich gab Martin Hinteregger sein vorzeitiges Aus aus dem Profifußball bekannt. Ich finde das sehr schade. Nicht nur, weil Hinteregger ein guter und rustikaler Fußballer war, der in der Vergangenheit auch schon für Gladbach gespielt hat, sondern auch weil es mich nervt, was dieses omnipräsente multimediale Bashing für Auswirkungen hat. Sicherlich kann man Hinteregger vorwerfen, seine Kontakte vorab nicht sorgfältig geprüft zu haben, aber wer seinen Typus kennt, stellt sich nicht ernsthaft die Frage, ob er privat mit rechten Politikern abkumpelt. Was hat das alles mit DJANGO 3000 zu tun? Nun, mit ihrem bayrischen Folk-Balkan-Rock könnte ich sie mir perfekt beim Hinti-Cup vorstellen. Ansonsten haben sie u.a. auch die Titelmelodie zu der ZDF-Serie „Garmisch-Cops“ beigesteuert.
https://django3000.de/
GENE CABERRA – Patchwork (Label: Blackbird Music, VÖ: 20.05.2022)
(jg) Ungewöhnliche Musik aus dem Hause Backseat. Neo Soul, Blues-Roots, Rock und sogar ein wenig Karibik-Feeling. Mal gefühlvoll, mal mitreißend, insgesamt ein sehr sommerliches und leichtfüßiges Album. Das zwischendurch aber immer wieder Gefahr läuft, in die Belanglosigkeit abzudriften, was auch an der makellosen Produktion liegen mag. GENE CABERRA könnte ich mir sowohl am gemütlichen Lagerfeuer neben dem See, als auch im Mojo-Club auf der Reeperbahn oder auf einem Straßenfest in Buxtehude sehr gut vorstellen.
https://www.genecaberra.com/
HENRIK AF UGGLAS – Another language (Label: Paraply Records, VÖ: 18.03.2022)
(so) Dieses Mal landeten bei mir in den k&s doch eine ganze Menge Alben, für die das Merkmal „läuft nebenher ganz gut“ gilt und in Frage kommt. Gleiches gilt auch für HENRIK AF UGGLAS, der mit „Another language“ ein plätscherndes, seicht vorbeiziehendes Album mit wenig Ecken und Kanten vorlegt, auf dem selbst Tracks, die mit „War“ betitelt sind, gut zum Wäsche aufhängen passen. Es zirpt hier, es klirrt da, aber keiner der Songs ist in der Lage, sich in Höhen zu schwingen, die über das Einfache, zu Vorhersehbare hinausgehen. Einzig herausstechend ist aus meiner Sicht „Each other“, das den vorgezeichneten Pfad einmal verlässt. Ansonsten ist „Another language“ gut für das Picknick im lauten Park, wenn man etwas für den Hintergrund braucht.
https://www.facebook.com/henrikafugglas
IRNINI MONS – s/t (Label: Taken By Surprise Records, VÖ: 22.04.2022)
(jg) Früher war ich ja der Ansicht, dass eine gute Produktion zwar ein nettes Beiwerk ist, dass man die Qualität einer Band aber unabhängig davon erkennt. Dies mag zwar grundsätzlich zutreffen, mittlerweile würde ich der Wichtigkeit eines vernünftigen Sounds aber doch eine etwas größere Bedeutung beimessen. Die KINGS OF CONVIENCE klängen ohne eine gute Produktion nicht so wohlig warm, MODERAT würden nicht so kräftig wummern, und was wäre der Wüstenrock von KYUSS ohne ihren basslastigen Sound? IRNINI MONS profitieren ebenfalls von einer schönen kraftvollen Produktion. Sie fahren musikalisch einen ziemlich brachialen Sound, der es durchaus mit Bands wie METZ und LACK aufnehmen kann und der einen schönen Kontrast zu dem zarten, französischsprachigen Gesang von Sängerin Sabrina Duval bietet. Schade, dass nach sechs Songs schon wieder Schluss ist. Aber so bleibt die Vorfreude auf ein Full Length.
https://anotherrecord.bandcamp.com/album/irnini-mons-2
KEROSIN 95 – Trans Agenda Dynastie-EP (Label: Ink Music, VÖ 22.04.2022)
(bc) KEROSIN 95 macht Rap-Musik mit pumpenden Trap-Beats und klarer queerfeministischer Aussage. Sperriger als FAULENZA und weniger pompös als FINNA, aber dafür mit umso weiter ausgestrecktem Mittelfinger gegenüber traditionellen Geschlechterrollen und toxischer Männlichkeit. Im Track „4ever“ gibt es zudem ein Feature der österreichischen Rapperin/Schauspielerin Nenda Neururer, an dieser Stelle wird die EP dann doch noch etwas poppig. Der inhaltlichen Bewandtnis von „Trans Agenda Dynastie“ tut dies derweil keinen Abbruch.
https://de-de.facebook.com/kerosin95/
KITCH – New strife lands (Label: À Tant Rêver Du Roi, VÖ: 06.05.2022)
(jg) Was soll das für Musik sein, die uns die vier Franzosen von KITCH hier vorlegen? Eindeutig ist sie jedenfalls nicht. „Experimenteller, sphärischer Post-Rock“ meinte Bernd, als er mir die CD in die Hand drückte, ich erkenne hier außerdem Einflüsse von 90er Crossover, bis hin zu Klassik und Field Recordings. Dann wird es plötzlich ganz leise, fast schon spooky, im nächsten Moment rockig und groovebetont, anschließend ziemlich sperrig – eines bleibt es auf jeden Fall: experimentell. Ein wenig Aufklärung bietet das Infoschreiben. Kennengelernt haben sich die vier Jungs von KITCH auf einer Musikschule, ihr Konzept ist es, keine Beschränkungen zu haben und den Style jederzeit ändern zu können. Das tun sie in den hier vorliegenden 17 (!) „Songs“ ausgiebig. Eine Frage bleibt jedoch offen: wer ist hier eigentlich die Zielgruppe?
https://atantreverduroi.bandcamp.com/album/kitch-new-strife-lands
LA BRIGIDA ORQUESTRA – Antipoda (Label: Ajabu!, VÖ: 01.04.2022)
(jg) Eine elfköpfige Band aus Chile mit einer schön zu hörenden Mischung aus Weltmusik, französischsprachigem urbanem HipHop und smoothem Jazz. Klingt fröhlich? Mitnichten. Die musikalische Ausrichtung von LA BRIGIDA ORQUESTRA wirkt insgesamt eher nachdenklich bis verträumt, vielleicht sogar ein wenig melancholisch. Bei „Antipoda“ handelt es sich bereits um ihre vierte Veröffentlichung, die mit fünf Songs und einer Gesamtspielzeit von 25 Minuten eher eine EP als ein Album darstellt. Das Ganze könnte ich mir sowohl beim Elbjazz als auch bei der Altonale gut vorstellen.
https://www.facebook.com/labrigidaorquesta
LIKE MINT – I wish I was awake (Label: RecordJet, VÖ: 20.05.2022)
(so) Susi Wittig alias LIKE MINT gelingt es, ein durchaus künstlerisch wertvolles Album vorzulegen. Was ihr jedoch nicht immer gelingt, ist, sich abzuheben von dem, was bereits da ist. So klingt sie an zu vielen Stellen und zu deutlich nach ALIN COEN, obwohl ihre Stimme, wie sie teilweise unter Beweis stellen kann, zu sehr viel mehr in der Lage wäre („What he was up against“). Da lässt sie dann sogar an TORI AMOS oder REGINA SPEKTOR denken. Insgesamt aber zu viel „kenn ich schon“, obwohl es sechs absolut hörbare Singer/Songwriter-Songs sind, die auf „I wish I was awake“ erklingen.
https://likemint.bandcamp.com/
LYVTEN – Offbeast (Label: Kidnap Records, VÖ: 01.04.2022)
(so) Ja, gut, es kracht ordentlich bei LYVTEN. Und, ja, auch musikalisch kann das eigentlich ganz gut was, klingt so ein wenig nach ADAM ANGST oder auch nach MUFF POTTER. Aber schon nach dem zweiten Song hat man das Gefühl, diesen Song doch schon einmal gehört zu haben, oder, um es mit der Band selbst zu sagen: „Wir haben das alles schon erlebt / vor nicht allzu langer Zeit!“ Inhaltlich in jedem Fall absolut auf der richtigen Seite, aber die musikalische Umsetzung (und auch die neue Besetzung des Sängers) lassen in vielen Teilen doch noch zu wünschen übrig, bzw. packen sie nicht so, wie sie es wohl möchten, jedenfalls nicht bei mir. Dafür sind die Songs doch zu gleichtönend. Am besten sind LYVTEN, wenn sie ein bisschen nach TURBOSTAAT klingen.
https://lyvten.bandcamp.com/
NIKOLA BANKOV – Dream Chaser (Label: APM Music & Records, VÖ: 29.04.2022)
(jg) Haftete dem Jazz bis vor einigen Jahren noch ein etwas angestaubtes Image an, hat man in der letzten Zeit verstärkt den Eindruck, dass sich die Musiker immer mehr gegenüber genrefremden Stilen öffnen und ihre Musik damit letztendlich bereichern. Der Altsaxofonist NIKOLA BANKOV lässt im Opener gleich den HipHopper BLACK EL losrappen, als weiterer Gast ist Bläser-Legende Randy Brecker an Trompete und Flügelhorn mit an Bord. Aber der junge Slowake ist auf seinem zweiten Album nicht nur im Bandsound, sondern auch solo zu hören, wo er sein Saxofon mit zahlreichen Effektgeräten bearbeitet und den Sound entsprechend moduliert. Weit, weit weg von altbacken und mehr Punkrock als so manche Gitarrenband!
https://www.nikolabankov.com/
OYVIND HOLM – The unreliable narrator (Label: Crispin Glover, VÖ: 08.04.2022)
(so) Schon wieder Musik, die so leicht neben dir herplätschern kann, ohne dabei zu viel von deiner Aufmerksamkeit zu beanspruchen. OYVIND HOLM legt uns mit „The unreliable narrator“ Popsongs zu Füßen, die eben genau das sind: Popsongs. Nicht mehr, nicht weniger, obwohl… manchmal driften sie auch in den Folk ab. Mir persönlich fehlt ihnen der Tiefgang, das Besondere, das, was es wert macht, sie noch einmal und noch einmal zu hören. Wahrlich, das ist nicht schlecht, was uns aus den Boxen entgegenkommt, aber eben auch nichts Besonderes, nichts, was mir den Ansporn gibt, mich wirklich intensiv damit zu befassen. Und so ist „The unrealible narrator“ ganz hervorragend bei unseren k&s aufgehoben und darf sich hier wie zu Hause fühlen.
https://www.facebook.com/oeyholmsolo
RONNI LE TEKRO – Bigfoot TV (Label: TBC Records, VÖ: 18.03.22)
(so) Gitarrenmusik mit einer Gesangsstimme, die doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Und ich muss ehrlich gestehen, weder die Musik, noch die Stimme sorgen bei mir dafür, dass ich mich daran gewöhnen möchte. Musik, wie ich sie aus dem Rockpalast in Rolandseck gewohnt war, wenn noch wenig Menschen dort waren. RONNI LE TEKRO (vormals TNT) kommt aus dem Metal, spielt nun Hardrock und mischt ihm noch den Pop unter, was nicht unbedingt die beste Zutat ist, um dann einen brauchbaren Rocksong zu erhalten. „Bigfoot TV“ wäre in den 70ern sicherlich ein Hit geworden. Bei mir findet es den Weg ins Regal nicht.
https://ronniletekro.bandcamp.com/
SIMON OSLENDER – Peace of mind (Label: Leopard, VÖ: 14.04.2022)
(jg) Jazz ist etwas für Nerds? Keineswegs, wie uns SIMON OSLENDER auf seinem zweiten Album „Peace of mind“ beweist. 24 Jahre jung, wechselt er vom akustischen Piano mal an die Fender Rhodes, die Hammond-Orgel oder den Synthesizer, mitunter sogar an den Gesang. Oslenders Songs klingen locker und leicht, bisweilen eher soulig/poppig oder nach entspanntem Bar-Jazz, bei „When she speaks“ kommen sogar brasilianische Feelings auf. Dabei wird er unterstützt von renommierten Gästen wie Wolfgang Haffner (Schlagzeug) und Will Lee (Bass) an den anderen Instrumenten. Das ist durchaus etwas für Jazz-Einsteiger, mir persönlich fehlen an diesem spannungsarmen Album aber jegliche Ecken und Kanten.
https://simonoslender.com/
ST. ARNAUD – Love and the front lawn (Label: Fierce panda canada, VÖ: 29.04.2022)
(so) Nett ist ja manchmal die kleine Schwester von Scheiße. Ganz so schlimm ist es bei ST. ARNAUD nun wirklich nicht, aber dennoch ist die Musik auf „Love and the front lawn“ nett zu nennen. Sie fließt freundlich neben dir her, belästigt dich nicht weiter und freut sich, dass du sie neben dir herlaufen lässt. Musik zum Blumengießen, Latte Macchiato trinken und für Sonnenschein beim Festival am frühen Nachmittag. Eben Café-Musik, die dich nicht weiter stört, aber auch nicht länger bei dir hängen bleiben wird, wobei, nein, das ist falsch: bei mir nicht. Für dich ist es vielleicht gerade genau das Richtige, und das ist dann auch gut so! Musik für unbeschwerte Tage.
https://www.facebook.com/StArnaudBand
THE BALLET BOMBS – Mutations-EP (Label: Noisolution, VÖ: 06.05.2022)
(jg) Auf der Debüt-EP bei Noisolution schreit, stöhnt und jammert Sänger und Bassist Rubin „Zwoelboy“ van Nistelrooy – ganz so wie er es von seinem Großmeister Jon Spencer gelernt hat. Die Inbrunst ist definitiv vorhanden, der garagig fuzzige Sound stimmt auch, und so siedeln sich THE BALLET BOMBS aus Eindhoven irgendwo zwischen THEE OH SEES, THE BLACK KEYS und eben JSBX an. Das einzige Manko an diesen sechs Songs ist das songwriterische Potenzial der Band, das in meinen Augen noch ein wenig ausbaufähig ist, was Eingängigkeit und Melodiegefühl betrifft. Gut möglich, dass es aber auch daran liegt, dass diese EP selbst produziert und live eingespielt wurde und man hier vielleicht ein paar Abstriche machen musste. Wobei die Energie gerne so beibehalten werden darf!
https://theballetbombs.bandcamp.com/
TRIXSI – …and you will know us by the Grateful Dead (Label: Glitterhouse, VÖ: 03.06.2022)
(so) Ja, das klingt verdammt nach Hamburg. Aber auch mal nach WEEZER und ab und an gar nach gut gemachtem Lärm. TRIXSI setzen sich aus Mitgliedern der Bands HERRENMAGAZIN, LOVE A und FINDUS zusammen und diese Zusammenstellung rockt. Nicht nur der Albumtitel ist hervorragend, sondern auch die Musik auf dem Album ist mehr als ansprechend. Aus allen drei Bands kann man Einflüsse erkennen, dennoch sind TRIXSI absolut eigenständig, lassen ihre Gitarren krachen und singen sich in die Herzen der Hörer:innen. Lyrisch sind TRIXSI zwischen Funpunk und politischen Texten einzuordnen, die Zeilen strotzen dabei nur so von überbordendem Können, nicht nur, was passende Reime angeht. Wie auch immer es Jörkk noch gelingt, immer noch eine weitere großartige Band aus dem Boden zu stampfen, mit TRIXSI ist es wieder gelungen. Wirklich richtig schön!
https://www.facebook.com/trixsiband
WHERE DID NORA GO – Undivided (Label: Celebration Records, VÖ: 01.04.2022)
(so) Wieder einmal bringt WHERE DID NORA GO aka Astrid Nora ein hymnisches, himmlisches, schwelgerisches Werk ans Tageslicht. Dieses Mal in Form ihrer EP „Undivided“. Wieder tanzt dabei ihre Stimme über allem, aber auch mit allem, was ihr dargeboten wird. Und dies sind mal flüchtige Klassikstücke, mal rhythmusorientierte Folksongs, teilweise Tracks, die sich gut als Filmmusik machen würden, aber auch ohne die fremdgemachten Bilder funktionieren. Astrid Nora gelingt es mit „Undivided“ auf ein Neues, eine überzeugende EP aus ihrem schier unerschöpflichen See aus Songs herauszufischen. Dieses Mal ein wenig mehr mit dem Fokus auf das Künstlerische in der Stimme, wie es ein wenig an DEAD CAN DANCE denken lässt. In jedem Fall wieder ein wirklich schönes Werk. Aber wen wundert das noch?
https://wheredidnorago.bandcamp.com