Wenn ich den Namen SHELLYCOAT höre, muss ich mit Wonne an deren großartiges SAMIAM- Cover-Set beim Booze Cruise Festival im Jahre 2018 zurückdenken. Die Band aus Hamburg lediglich auf dieses Ereignis zu reduzieren, wird ihr jedoch keineswegs gerecht, denn nach 13 Jahren Bandgeschichte und einer nicht unerheblichen Anzahl an Konzerten sollte man sie als Punkrock-affiner Musikkonsument sowieso längst auf dem Schirm haben. „Hide the knives“ ist das mittlerweile dritte Album, und auch auf diesem orientieren sich SHELLYCOAT wieder unverkennbar am amerikanischen Alternative- und Pop-Punk-Sound der späten 1990er bzw. frühen 2000er Jahre. Dabei machen sie auch mal einen kleinen Ausfallschritt in Richtung Indie-Rock oder Melodic-Hardcore, bilden dabei jedoch stets ein einheitliches Gesamtbild, dem Sängerin Karen mit ihrer energiegeladenen Stimme eine unverkennbare Signatur verleiht. Wenn ich „Hide the knives“ mit dem Debütalbum „Hours left to stay awake“ vergleiche (das dazwischen liegende zweite Werk „Neonsomnia“ kenne ich leider nicht), dann stelle ich auf jeden Fall eine klare Weiterentwicklung fest. Das Songwriting ist im Vergleich zu damals experimentierfreudiger geworden, der Sound klingt druckvoller, und die Lieder wirken insgesamt runder. Was ich bei SHELLYCOAT jedoch nach wie vermisse, ist eine gewisse Kratzbürstigkeit, die dem relativ hohen Pop-Anteil in den Liedern entgegenwirken könnte. Vielleicht ein Hauch weniger GUANO APES und stattdessen einen Tick mehr NOT ON TOUR, das wäre schön. Doch insgesamt sind SHELLYCOAT mit „Hide the knives“ auf einem guten Weg, und live sind sie sowieso immer einen Besuch wert. Egal, ob als SAMIAM-Covertruppe oder mit ihrem eigenen Repertoire.
SHELLYCOAT – Hide the knives
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:30. Juli 2020
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.