THE BASTARD SONS OF JOHNNY CASH – Road to texacali

Wo fange ich nur an? Als die ersten Gerüchte aufkamen, dass Radio Blast eine Platte der BASTARD SONS OF JOHNNY CASH herausbringen würde, war ich natürlich neugierig. Erstmal nur des Namens wegen habe ich mich mal ein wenig schlau gemacht. Okay, Ex-Frontmann der Punkrocker X-OFFENDERS hat diese Gruppe gegründet, weil er seine Vorliebe für Country- und Americana-Klänge ausdrücken wollte. Die sensationelle Geschichte zum Bandnamen ist nett, gähn, bekommt Ihr von mir allerdings nicht zu hören, das überlasse ich anderen. Mit der Neugier war es bei mir allerdings vorbei, als ich die ersten Songs der Band hörte. Mein Bild eines ehemals-Punk-rockenden-jetzt-Country-Sängers sieht jedenfalls anders aus. Von der Musik her ist das „Country by the book“, der ohne die Outlaw-Mentalität und Charakter-Stimme eines CASH auskommen muss, obwohl er beides dringend nötig hätte.
Ein Doppel-Package mit TEXAS LIGHTNING auf deutschen Bühnen würde mich nicht in Staunen versetzen. Da wirken selbst die unsäglichen BOSS HOSS wie unzähmbare Wildpferde. Auf einem weiten amerikanischen Highway unterwegs im Cadillac mag dieser Sound sein magisches Inneres entfalten, doch auf einer deutschen Autobahn auf Höhe Maschen im Opel Corsa passiert nichts.
Nun zu den Details: Die erste europäische Veröffentlichung ist ein Querschnitt aus den ersten drei Alben, und auch ohne Beschriftung kann man herausfinden, welche Stücke vom ersten und welche vom letzten Album stammen. Erstere gefallen noch ganz gut, letztere sind poppiger Country-Mainstream, man kann es meiner Meinung nach auch nur noch Pop nennen, wären da nicht die teilweise ambitionierten Texte. Ein Stück wie „The road to bakersfield“ ist Popcorn-Musik fürs Radio, und der ur-amerikanische Sound von „Hard times“ wird BRUCE SPRINGSTEEN Tränen in die Augen treiben. Wenn dann auch noch ein anderes amerikanisches Original, nämlich Billy Bob Thornton, in „Long black veil“ das Mikro in die Hand nimmt und den thematisch ernsten Song verstümmelt, merke ich, dass ich anscheinend nicht alt genug für diese Art der musikalischen Unterhaltung bin und in diesem Leben vermutlich auch nicht mehr alt genug dafür werden kann. Mich beunruhigt das allerdings nicht im Geringsten.