Ganz ehrlich, ich hatte schon seit etwa vier Jahren nicht mehr bei Gewinnspielen mitgemacht. Insbesondere, wenn man auch noch Porto oder teure Telefon-/SMS-Gebühren zahlen muss, würde ich a) niemals mitmachen, weil man b) eh nie gewinnt.
Umso effektiver, dass ich sofort den Hauptpreis bei einem Mail-Gewinnspiel über Hamburg 1 gewann. Kostete mich ja nix, außer ca. 0,1 Cent Strom und 10 sec Leben, und kurze Zeit später bekam ich auch schon einen Anruf, dass ich gewonnen hätte. Konzert-Karten für ROGER CICERO im Stadtpark. Ach genau, da hatte ich ja mitgemacht – wie gut, dass ich nicht sofort aufgelegt habe. Einen Tag später erfuhr ich, dass ich nicht nur zwei, sondern gleich sechs Tickets gewonnen habe und zudem noch eine Fahrt mit einer Stretch-Limousine bis zum Veranstaltungsort. Wie geil ist das denn!? Ärgerlich nur, dass ich keinen Kilometer vom Stadtpark entfernt wohne, aber man bot uns an, uns im Anschluss an das Konzert noch weiter in Richtung Kiez oder so zu chauffieren. Yeah!
Schnell bei den besten Freunde angerufen, die aber alle aus den diversesten Gründen nicht mitwollten („Ihh, es soll regnen!“, „ROGER CICERO? Nee, danke“, …). Am Ende waren wir doch noch zu sechst, wurden zu Hause abgeholt und vom Nachbarsjungen, den ich eh nicht leiden kann, bestaunt. Die Verspätung sei dem Fahrer verziehen, tatsächlich bewundere ich ihn noch heute, wie er den Riesen durch das enge Straßenwirrwarr bis vor meine Haustür kutschiert hat. Es kam aber noch besser: da KöPi den Gewinn sponsorte, stand bereits gekühltes Bier in der autoeigenen Minibar bereit, und auch im Stadtpark gab es flüssig Brot für lau. Eine kurze Erklärung, was uns im Stadtpark erwarten würde und dass wir noch ein paar Fragen fürs Fernsehen beantworten müssten. Kein Problem. Zunächst aber die Hinfahrt in dem Luxus-Schlitten genossen und kleine Kinder mit Winke-Winke durch einen schmalen Spalt der abgedunkelten Scheiben irritiert. Die rätseln bestimmt noch heute, wer das wohl war. Achso: für alle Nicht-Limousinen-von-innen-Kenner: man fährt praktisch quer zur Fahrbahn, und die Decke war mit einem Spiegel-Sternenhimmel verziert. Wie gut nur, dass Martin sein Bier über die Hose seiner Freundin verschüttete und nicht über die teure Inneneinrichtung. Naja, erstere sah das wahrscheinlich anders…
Vor Ort dann ein paar Standard-Fragen, bevor man uns ins VIP-Zelt lotste, das ganz am Ende der Freilichtbühne stand. Tim Mälzer war auch dort, den Rest der anwesenden VIPs kannten wir nicht. Man war hier aber nicht nur überdacht und hatte die Biertheke direkt zu seiner Rechten, von hier aus konnte man, ähnlich wie in einem Kinosaal, über alle anwesenden Zuschauer und Regenschirme direkt auf die Bühne blicken. Perfekt!
Matthy zeigte sich vor dem Konzert noch als perfekter Interview-Partner („Mein Lieblingssong? ‚Männer regier’n die Welt‘.“), gegen halb acht ging es schließlich auch los. Klar, die Texte von ROGER CICERO sind bisweilen ein wenig platt, aber musikalisch sind sowohl seine Band als auch er absolute Perfektionisten. Zurückversetzt in die Vierziger/ Fünfziger Jahre, bietet ROGER CICERO mit seiner zehn Mann starken Backing Band eine perfekte Symbiose aus Swing, Pop und Jazz, bei der wahrhaft jeder Ton saß, und so sorgte das Geburtstagskind im ausverkauften Stadtpark trotz des schlechten Wetters für eine gute Stimmung. Auch die Entertainer-Qualitäten des Herrn Cicero konnten sich sehen lassen, allerdings wäre eine endlose Cover-Version vom „König von Deutschland“, inklusive Zuschauer-Motivation nun wirklich nicht nötig gewesen, aber so bringt man immerhin auch der radiohörenden Menge die Bereiche Swing und Jazz etwas näher. „Kompromisse“ eben.
Um 21 Uhr war das Spektakel auch schon vorbei, da Roger im Anschluss an das Konzert mit seinen Jungs noch seinen Geburtstag feiern wollte. Es sei ihm gegönnt. Vielen Dank nochmals an HH1, KöPi und den Chauffeur, der auf dem Weg zur anschließenden Party sogar für eine Pinkelpause am Straßenrand hielt. Was für ein Bild…