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DINOSAUR JR. – Beyond

Ich halte ja schon mal gar nichts von Reuinions, Originalbesetzungs-Hypes, Rock’n’Roll-Klischees und GItarrensoli, aber irgendwie…
„Beyond“ ist alles das, und es gefällt. Fertig aus. Erzählt, was ihr wollt, aber bitte nicht mir. Es ist mir egal, ob die Originalbesetzung nicht klingt, als wäre sie es. Gitarrensoli ohne Ende, Kratzen, Rauschen, Grunge. Und dennoch funktioniert es so gut. Auch wenn „der singt, als hätte er ständig Rücken- und Knieschmerzen“, wie meine Freundin sagt, so ist das neueste Werk von DINOSAUR JR. einfach nicht klein zu kriegen oder schlecht zu machen. Im Gegensatz zu den ganzen Mucker-Assis schaffen die alten Männer es nämlich, ihre Soli locker-flockig in die Songs zu integrieren und niemals überflüssig und poserhaft wirken zu lassen.
Mit „Almost ready“ ist schon vom ersten Song an das Cover visualisierbar, ebenso die Band, an der der Zahn der Zeit und Rock’n’Roll doch mächtig genagt haben. Aber diese Stimmung, diese muffige Erinnerung an Keller, Proberäume und Rock-Kneipen ist fesselnd.
The Return of the Gitarrensolo, und ich bin begeistert. (9)

(mb) Schon die gemeinsame Tour der drei Ur-Mitglieder von Dinosaur JR. im vergangenen Jahr glich einer Sensation, mit der niemand gerechnet hatte. Mitte der Achtziger Jahre hatte das Trio lediglich drei gemeinsame Alben eingespielt, bevor Lou Barlow, der danach Solo, mit der FOLK IMPLOSION oder als Teil von SEBADOH relativ erfolgreich war, auf sehr unschöne Art und Weise entlassen wurde. Auf dieser Reunion Tour spielte die Band konsequenterweise auch ausschließlich Songs dieser drei Alben. Kurze Zeit später kam dann die Meldung, die drei seien tatsächlich damit beschäftigt, ein neues Album einzuspielen.
Und da ist es nun, heißt „Beyond“ und die positivste von allen bisherigen Nachrichten ist, dass dieses Album, wie auch schon Ollli richtig bemerkte, wohl das beste DINOSAUR JR-Album seit ich weiß nicht genau wann ist, dass es toller ist, als ich je zu träumen gewagt hätte. Nun ist es natürlich nicht so, dass DINOSAUR JR. ohne Lou Barlow keine gute Musik mehr gemacht hätte, doch ist die letzte gute Platte von J. Mascis, sei es nun als Kopf von eben Dinosaur JR. oder der danach ins Leben gerufenen THE FOG mittlerweile gut und gerne 12 Jahre her. Alles vergessen.
Keine zwanzig Sekunden vergehen bis ich zum ersten Mal denke, dass hier etwas Besonderes gelungen ist, und dieser Eindruck verlässt mich während der gesamten Platte nicht wieder. Diese Scheibe ist so was von auf den Punkt, die Songs schnörkellos, auch wenn Herr Mascis natürlich hier und da eines seiner berühmten Soli spielt, und so angefüllt mit Hits, dass man aus dem Staunen nicht wieder heraus kommt. Beginnend mit dem Opener „Almost ready“, über das wunderbare „Crumble“, gefolgt von dem kraftvollen „Pick me up“ oder „Back to your heart“. Ja, dahin wollen sie zweifellos und was mich betrifft, haben sie voll ins Schwarze getroffen.
Dinosaur JR, das Urgestein des Indie-Rocks ist wieder da und hat ein Album gemacht, das ich ihnen in dieser Weise nicht mehr zugetraut hätte, das jung klingt, frisch, das rockt und quengelt wie Teufel und mich alten Sack einfach nur glücklich macht. (10)