Die Voraussetzungen, dass mir dieses Album gefallen müsste, sind eigentlich hervorragend. Fabio Bacchet aka HELLO PIEDPIPER hat als Singer/Songwriter begonnen und in über 200 Konzerten Erfahrungen gesammelt, u.a. im Vorprogramm von BILLY BRAGG und LOCAL NATIVES. Mit der Zeit wuchs aber das Verlangen nach Veränderung, und so holte er sich ab 2015 zwei weitere Musiker hinzu, die ihn an Gitarre, Bass, Piano, Schlagzeug und den Backing Vocals unterstützten. Zudem hegte Fabio den Wunsch, die Musik auch in ihrer Komplexität zu erweitern und zeigte sich gegenüber ausgefallenen Rhythmen und unkonventionellen Sounds offen. So beschreibt es jedenfalls das Info, und die Vermutung, dass sich die Musik von HELLO PIEDPIPER möglicherweise ein wenig in Richtung LOCAL NATIVES verschieben könnte, liegt nahe.
Tatsächlich nimmt „The raucous tide“ die Färbung der Band aus der Nähe von Los Angeles ein wenig auf, noch mehr erinnert mich das zweite Album der Kölner aber an OTHER LIVES. Beides keine schlechten Referenzen, tatsächlich zählen die genannten Bands sogar zu meinen persönlichen Favourites. Doch die im Info beschriebenen cleveren Wendungen, jazzigen Harmonien und musikalische Vielfältigkeit kann ich in diesem Album an keiner Stelle erkennen. „The raucous tide“ ist ein Album, das man vielmehr gut nebenbei hören kann, und auch auf einem sonnigen Festival passt es zur musikalischen Untermalung sicherlich hervorragend. Nur die besagte Tiefsinnigkeit, die auch langfristig dazu führt, dass ich dieses Album immer wieder gerne aus dem CD-Regal ziehe, fehlt mir hier leider doch.