Da gibt es Bands, die sich von Lied zu Lied wiederholen, und andere, die sich selbst auf ihrem sechsten Album noch neu erfinden – wie zum Beispiel die verrückten 31KNOTS aus Portland. Wobei man anmerken muss, dass sie außerdem noch äußerst schnell arbeiten und jährlich ein neues Werk abliefern.
„The days and nights of everything anywhere“, das letzte Album, war ein absoluter Hammer. Stilistisch unmöglich in eine Schublade einzuordnen, nahmen die drei Herren lieber das Beste aus Postcore, Rock, Jazz, Punk, Indie, Hardcore, Klezmer und sonstigen Stilen mit, um ein unglaublich explosives und kurzweiliges Gemisch daraus zu formen. Auch im Nachhinein mein Lieblingsalbum des letzten Jahres!
Von daher haben 31KNOTS es nicht gerade leicht, mit dem Nachfolger diese fast unerreichbare Messlatte zu toppen. Aber wie bereits erwähnt, wäre es verwunderlich, wenn das Trio nicht noch ein paar Asse im Ärmel parat hätte. Selbst das Info stellt fest, dass irgendwas an „Worried well“ anders ist. Nur was?
Ich tat mir anfangs sehr schwer, die Veränderungen auszumachen, stellte jedoch fest, dass „Worried well“ für meinen Geschmack nicht ganz mit „The days and nights…“ mithalten konnte. Woran lag es? Zwar fließen neuerdings vereinzelte Pop-Elemente in ihre Musik mit ein („The breaks“ klingt ein bisschen wie eine abgedrehte Version von PHOENIX, und auch „Upping the mandate“ zeigt leichte Disco-Anleihen), die rockigen Parts vom Vorgänger treten etwas in den Hintergrund, aber nichtsdestotrotz sind 31KNOTS wahnsinnig wie eh und je. Weil sie einfach jede stilistische Richtung und Unmöglichkeit in ihre Songs einfließen lassen und vor nichts Halt machen. Vergleichbar am besten mit Bands wie AT THE DRIVE-IN, CURSIVE und TRAIL OF DEAD – nur noch abgedrehter. Da hat sich also zum Glück nicht allzu viel geändert. Was mir jedoch erst nach mehreren Hördurchgängen auffiel: „Worried well“ haftet trotz allen Wahnwitz eine gewisse düstere Melancholie an, die das neue Album bedrückender klingen lässt. Tatsächlich musste ich mitunter sogar an die DRESDEN DOLLS denken.
Trotzdem ist den verrückten Drei auch mit ihrem sechsten wieder ein großartiges, vielseitiges Album gelungen, und die meisten anderen Bands könnten sich glücklich schätzen, wenn sie nur einen Bruchteil ihrer Kreativität hätten. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf die anstehenden Tour im Oktober.