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100 KILO HERZ – Zurück nach Hause

Bands mit einem spezifischen Sound sehen sich früher oder später mit der Herausforderung konfrontiert, sich weiterzuentwickeln, ohne dabei ihre musikalischen Trademarks über Bord zu werfen. An diesem Punkt sind aus meiner Sicht auch 100 KILO HERZ mit ihrem dritten Album „Zurück nach Hause“ angekommen, denn nach den beiden ziemlich ähnlich klingenden Vorgängern „Weit weg von zuhause“ und „Stadt Land Flucht“ liefen die Leipziger zuletzt Gefahr, vorhersehbar zu werden. Und tatsächlich ist eine gewisse Weiterentwicklung erkennbar, auch wenn sich diese eher in Nuancen als im großen Ganzen zeigt. So fällt zunächst einmal auf, dass sich die Band (die sich übrigens auch früher schon der Beschreibung als Ska-Punk Band verwehrt hat) inzwischen endgültig von Offbeats emanzipiert hat. Darüber hinaus gibt es immer mal wieder Stücke, in denen 100 KILO HERZ in Sachen Songwriting zu überraschen wissen. So wie beispielsweise in dem sehr geradlinigen „Und das nennt ihr dann Leben“, in dem die Bläserfraktion nicht wie üblich eine charakteristische Hookline beisteuert, sondern lediglich als Strophen-Unterstützung im Hintergrund agiert. Oder auch das Stück „Eine Hölle in Pastell“, in dem nicht nur KOPFECHO-Frontfrau Amy als Gastsängerin in Erscheinung tritt, sondern das auch mit einem Saxophon-Solo aufwartet, wie man es in dieser Form hierzulande lediglich von den STAGE BOTTLES kennt. Der größte Trumpf des Albums ist jedoch, dass mit „Lichter aus“, „Brocken. Pflaster. Steine.“ oder dem von JUPITER JONES-Sänger Nicholas Müller unterstütztem „Keine Zeit für Angst“ zusätzlich wieder eine ganze Reihe an Songs vertreten sind, die viel zu catchy sind, als dass man 100 KILO HERZ bei ihrem dritten Streich Routine vorwerfen könnte. Vielmehr ist „Zurück nach Hause“ bei objektiver Betrachtung vielleicht sogar das beste Album der bisherigen Bandgeschichte.

Meine Bewertung

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.