Hier ist es nun also – das erste 100 KILO HERZ Album nach dem Ausstieg von Sänger Rodi. Nicht wenige Fans dürften sich im Vorwege die Frage gestellt haben, ob die Band mit einem anderen Frontmann funktionieren kann, denn zum einen prägte Rodis unverkennbare Stimme die Sound-DNA der Leipziger in der Vergangenheit entscheidend mit. Zum anderen waren es gerade seine oftmals nachdenklichen und reflektierenden Texte, die der Musik von 100 KILO HERZ ihrer Eingängigkeit zum Trotz eine ernsthafte Note verliehen und zu ihrer Relevanz nicht unwesentlich beigetragen haben. Sein Nachfolger Steffen hat in den letzten Jahren mit seinem Projekt GRUNDHASS zwar durchaus seine Duftmarke in der deutschen Punkrock-Landschaft hinterlassen, versprühte dabei jedoch grundsätzlich eher Gute-Laune-Stimmung als inhaltlichen Tiefgang. Nichtsdestotrotz wird auf „Hallo, Startblock“ schnell klar, dass es der Band in ihrer neuen Konstellation gelungen ist, im Rahmen der Begebenheiten zueinander zu finden. Politische Aussagen haben weiterhin ihren Platz in den Texten, auch wenn sie nun etwas allgemeiner gehalten sind und weniger autobiographische Züge aufweisen. Auf musikalischer Ebene präsentieren sich 100 KILO HERZ zudem etwas weniger schwermütig als bisher und haben beispielsweise mit „Im selben Boot“ einen Song im Gepäck, der in ähnlicher Form auch vom FARIN URLAUB RACING TEAM stammen könnte. Dass sich die Band in Sachen Songwriting im Vergleich zu ihren Anfangstagen generell spürbar weiterentwickelt hat, wurde ja bereits mit ihrer Live-Platte „Akustisch im Gewandhaus“ sowie dem letzten Studio-Album „Zurück nach Hause“ deutlich. Insofern überrascht es nicht, wenn in „3:00“ plötzlich Piano-Klänge ertönen oder in „Komm mit uns“ der Mitklatschpart für ihre Liveshows offensichtlich bereits mit eingeplant wurde. Drücken wir die Daumen, dass zukünftig auch mit der neuen Besetzung reger Gebrauch davon gemacht wird.

100 KILO HERZ – Hallo, Startblock
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:18. August 2025
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.