ZVO55 – XXX

Gelegentlich fallen einem CDs in die Hände, bei denen man nicht genau weiß, wie man die entsprechende Band einordnen soll. ZVO55 aus Leipzig sind beispielsweise so ein Fall. Okay, man kann die Band zweifelsfrei in die große Schublade mit der Aufschrift „Deutschsprachiger Punkrock“ stecken, aber die Ansicht, in welcher Unterkategorie sie dort am Besten aufgehoben ist, variiert von Song zu Song. So erinnern Lieder wie „Zwei“ oder „Weiter“ spontan an Pop-Punk-Bands wie MONTREAL oder die WOHLSTANDSKINDER, während „PSC95“ einen deutlichen Indie-Einschlag aufweist. „Moment“ ist dagegen eine Art Deutschrock-Ballade, und „Neu“ könnte auch als SCHROTTGRENZE-Song aus deren „Château Schrottgrenze“-Ära durchgehen. „Stand“, „Reise“ oder „Penia“ wiederum können die Deutschpunk-Wurzeln der Bandmitglieder, die u.a. auch bei STAATSPUNKROTT und LOIKAEMIE spielen, nicht verbergen und preschen straight nach vorne. Und genau aufgrund dieser ungewöhnlichen Stilvielfalt tue ich mich mit meiner abschließenden Bewertung dieses Albums letztendlich relativ schwer: Einerseits klingt das Album zwar ungemein abwechslungsreich, im Umkehrschluss fühle ich mich jedoch nicht von jedem der insgesamt 13 Songs auf „XXX“ angesprochen. Einige Lieder sind klasse, andere hingegen fallen bereits nach wenigen Sekunden der Skip-Taste zum Opfer. Rein objektiv gesehen gibt es hier jedenfalls nicht viel aussetzen, denn was die Spielqualität betrifft, liefern die Jungs ein durchweg hochklassiges Debütalbum ab. Vielleicht pendeln sie sich mit dem nächsten Album ja stilistisch noch ein wenig ein.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.