YOU – Neon Rauch

Ist das Wave-Pop oder Pop-Wave? Oder doch Gitarrenwave? Und warum muss Sänger Rafael so seltsam singen, jeden Ton unnötig in die Länge ziehen? Das sind die ersten Fragen, die man an „Neon Rauch“, das Debüt von YOU zunächst stellt. Es klimpert ganz wohlig vor sich hin, die Melodien sprechen an, aber der Gesang stört zeitweilig das hübsche Bild. Dass das auch anders geht, zeigt „London falling“, das sich in den Vordergrund rockt und die Fühler über den Ärmelkanal ausstreckt sowie dem Gitarrenpop huldigt. Von diesem Moment an, trotz einiger schwerfälligen Augenblicke („The yellow dress“), geht „Neon Rauch“ erst richtig los, wird kraftvoll und setzt sich fest.
Der Erstling der beiden Neu-Leipziger hat große Balladen wie etwa das hymnenhafte „Because there is love in you“, Tanzflächenfüller wie „Client dilemma“, Energie, Wut und Melancholie zu bieten, leider aber auch die ein oder andere Schwachstelle, die man bei fünfjähriger Produktionszeit sicherlich hätte ausmerzen können. Aber in dem Duo steckt noch jede Menge Kraft, um ein Folgealbum zu produzieren, das dann sicherlich komplett vom Stuhl reißt. Und „London falling“ möchte man allen Indie-Diskotheken dieser Welt in die Hand drücken und sagen: „Spielt das! Jetzt!“ Für YOU ist bestimmt irgendwo zwischen TRAVIS, THE NATIONAL und den KOOKS noch Platz. Mehr davon, gerne und schnell!

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.