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YES WE MYSTIC – Trust fall

 
In der Regel passiert es eher selten, dass eine Band zeitgleich mit dem Release eines neuen Albums ihre Auflösung bekanntgibt. Umso trauriger, wenn es sich bei dieser Veröffentlichung um ihre beste handelt.
Aber man kann das Ganze auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Schön, dass die MusikerInnen hinter YES WE MYSTIC erkannten, dass ihre neuen Songs so gut sind, dass es sich lohnt sie zu veröffentlichen – obwohl das Ende der Band aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe bereits besiegelt schien. Und umso besser, dass man sich dabei richtig ins Zeug legte, ganze fünf Wochen im Studio verbrachte und für einen Song (den Opener „Long dream“) sogar 25 Tonspuren für die Geigen opferte.
Dabei war die positive Entwicklung der Band aus Winnipeg in meinen Augen keineswegs absehbar. Aufmerksam geworden bin ich auf YES WE MYSTIC beim Reeperbahn-Festival 2016, wo sie mich mit ihrem indiefolkigen Debüt „Forgiver“ sofort überzeugen konnten, so dass ich sie mir dort gleich an drei verschiedenen Locations ansah. Das darauffolgende „Ten seated figures“ erschien mir jedoch zu glatt und stadiontauglich produziert, und zudem missfiel mir die darkwavige stilistische Veränderung. Vielleicht würde ich das zweite Album heute mit anderen Augen sehen, denn ihr abschließende dritte Platte „Trust fall“ mangelt es ebenfalls nicht an aufwändiger Produktion. Doch nach einigen Hördurchgängen mit gemischten Gefühlen offenbarte sich mir diesmal die opulente Schönheit, die dem Album innewohnt. Ja, hier scheinen auch KASHMIR, COLDPLAY und EVERYTHING EVERYTHING ihre Einflüsse ausgeübt zu haben, und natürlich würden sich YES WE MYSTIC ziemlich gut auf großen Open Air Bühnen machen. Doch verglichen mit dem etwas verkopften unruhigen Vorgänger „Ten seated figure“ strahlt ihr aktuelles Album wesentlich mehr Wärme und Zugänglichkeit aus. Hier wurden gute Ideen besser ausgearbeitet und dezenter untermalt, ganz nach dem Motto „Quiet is the new loud“. Ein weiterer positiver Aspekt ist sicherlich die zarte Gesangsstimme ihrer Violinistin Jensen Fridfinnson, die in „Night mode“ erstmals die Hauptstimme übernimmt. Nicht zu vergessen, die zahlreichen GastmusikerInnen, die an diesem Album mitgewirkt haben.

Anstelle einer Abschlusstour gab es ein bandinternes Abschlusskonzert, das Ihr Euch hier anschauen könnt: