Die neue Platte von YES WE MYSTIC macht mich unglaublich traurig. Nicht etwa, weil sie so herzergreifend und melancholisch ist, sondern weil sich die fünf Kanadier auf ihrem neuen Album von einer aufstrebenden Indiefolk-Band zu einem aalglatten Mainstream-Act entwickelt haben.
Mein Herz erobert hatten die Kanadier vor drei Jahren auf dem Reeperbahn-Festival. Ihre gefühlvolle Musik war irgendwo zwischen dem EINAR STRAY ORCHESTRA und PAPER BEAT SCISSORS einzuordnen. Neben diversen Streichern und einem mehrstimmigem Gesang profitierten sie vor allem von der tollen Stimme ihres Hauptsängers Adam Fuhr und einem ausgefeilten Songwriting.
Dass eine nahezu perfekte Stimme in einem anderen Kontext aber auch eine komplett andere Wirkung haben kann, muss man auf dem zweiten Album von YES WE MYSTIC leider feststellen. Denn auf „Ten seated figures“ dominiert Synthiepop mit Stadion-Poprock-Elementen das Geschehen. Maximal ein paar Eighties-Einflüsse und eine leichte EBM-Note lassen sich in der Musik der Kanadier noch ausmachen – leider beides nicht nach meinem Geschmack. Musikalisch wären YES WE MYSTIC mit ihrem neuen Stil auf dem gestrigen Eurovision Song Contest jedenfalls nicht sonderlich aufgefallen. Dies ändert aber nichts daran, dass ich ihr Debüt „Forgiver“ hiermit nochmal jedem Leser absolut empfehlen möchte.