WAX MANNEQUIN – Saxon

Hier will es aber jemand mit der groben Kelle wissen. Zumindest der Mann hinter der Promo für „Saxon“, Album Nummer fünf in der Historie von WAX MANNEQUIN. Gleich fünf Seiten Presseinfo, mannomann. Das Album selbst hingegen ist weniger opulent, dafür umso interessanter. Chris Adeney beschreitet die Pfade des avantgardistischen Folks gänzlich anders als dies die Schubladenmitstreiter tun. Vielleicht am ehesten als „Gitarrenversion von CASIOTONE FOR THE PAINFULLY ALONE, gesungen von TOM WAITS“ könnte man das bezeichnen, was uns der Kanadier hier angerichtet hat, auf das wir es genussvoll in uns aufnehmen. Er ist dabei so ganz anders, als man es von den nordamerikanischen Songwritern kennt. Viel besser würde er als leicht dem Wahnsinn anheim gefallener Musiker in einen Terry Gilliam-Film passen. Er mischt Psych mit Folk, Doom mit Pop und bleibt dabei doch immer stringent auf der Flucht vor der Einordnung. „Saxon“ bietet auf jeden Fall 13 Songs, die gehört und vor allem verarbeitet werden wollen. Denn das, was man hört, verlässt einen nicht im nächsten Moment, ist tiefer als das, was uns tagtäglich aus den unsäglichen Mainstream-Radiostationen entgegen schallt. WAX MANNEQUIN ist düster und fröhlich, hoffnungsfroh und zu Tode betrübt. Alles auf einmal und dennoch überzeugend. Musik, die Zeit braucht, um anzukommen. Wenn sie das tut, bleibt sie erhalten. Wie ein guter Freund. In vielen Lebenslagen. Die kruden Klänge des Kanadiers mit dem Hang zum Experimentieren sollte jeder mal versuchen. Sie sind zwar nicht süß, aber nicht alles, was nicht direkt auf der Zunge zergeht, ist schlecht. Ganz im Gegenteil.
Bleibt nur die Frage, warum dieses Album drei Jahre über den großen Teich brauchte…

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.