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WAVING THE GUNS – Eine Hand bricht die andere

Die 2015 erschienene „Totschlagargumente“-LP von WAVING THE GUNS war für mich eine der größten HipHop-Überraschungen der letzten Jahre. Musikalisch klar im Deutschrap der 90er Jahre verhaftete Beats trafen auf explizit politische/antifaschistische Texte, die trotz differenzierter Betrachtungsweise ihre Straßenherkunft nicht verleugnen. Während im Sound von Kollegen wie NEONSCHWARZ oder der ANTILOPEN GANG trotz kritischer Töne noch ein gewisser Partyanteil mitschwingt, wirken die Songs von WAVING THE GUNS eher wie eine schonungslose Abrechnung mit Nazis, Patrioten und dem Verfassungsschutz. Daran hat sich auch auf dem Nachfolger „Eine Hand bricht die andere“ nichts geändert. Erneut hat das Produzentenduo Dub Dylan und Doktor Dmg schöne, Sampling-basierte Beats zusammen geschustert, während die beiden MCs Admiral Adonis und Milli Dance verbal kräftig austeilen. Stücke wie „An einem Strang“, „Zapfhahn“ oder „Endlich wird wieder getreten“ sind somit erstklassige Conscious-Tracks, die auf eine Hochglanzproduktion pfeifen und sich vielmehr durch ihre Ecken und Kanten auszeichnen. Besonders erwähnenswert ist dabei übrigens der achteinhalb(!)minütige Song „Es war nicht alles schlecht“, der Dank der Features von Haszcara, Pöbel MC, Cheddar Mike, Sketch One & Toni Starter einen spannenden Einblick in die aktuelle deutsche Underground-Rapszene gewährt. Ach, und bevor ich es vergesse: Der CD-Version liegt als Bonus noch ein weiterer Silberling mit dem eingangs erwähnten „Totschlagargumente“-Album bei, da dieses bislang nur auf Vinyl erhältlich war. Insofern also doppelt geiler Scheiß!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.