Pro: Eine Alternative. Alternativ zu Alternative. Anders als anders. Sozusagen. Aber so anders nun auch wieder nicht, eher unerwartet, überraschend. Und? Gut? Klare Antwort: Ja! Und mit viel Zeit. Die hatten sie und die lassen sie sich. Fast vier Jahre sind es nun seit „Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative“, und 40 Minuten geben sie uns nun für exakt zwei Lieder, deren erstes „Xaxapoya“ heißt, dem, wenn es vorbei ist, nur noch „Dead voices in the temple of error“ folgt.
Wenn man lange genug darüber nachdenkt, erscheint es fast logisch, dass eine Band wie VON SPAR nun diesen großen Schritt nach außen wagt. Denn in gewisser Weise schien es schon paradox, dass ihre erste Platte, die sich inhaltlich sehr mit den zum Teil befremdlichen Auswüchsen unserer Konsumgesellschaft auseinander setzte, sich aufgrund ihres wohl verdienten Erfolges in eben dieser wiederfand. Dieses Mal also gehen die Stücke in die Länge, lassen sich lange Zeit, vergessen sind „Schockwellen aufs Parkett“. Stattdessen baut sich „Xaxapoya“ langsam auf, eine Fläche, perkussive Drums, langsam, ganz langsam dichter werdend. Immer höher türmt sich der Soundwall auf, elektronische Klänge mischen sich darunter, bis schließlich nach fünfzehn Minuten die einzige Stelle kommt, in der man die alten VON SPAR wieder erkennt. Der zweite Song verläuft ähnlich, auch hier langsamer Aufbau, viele Drums, diverse interessante Instrumente, ein langsames Anschwellen, das in diesem Fall in einem heftigen Doom-Part endet, samt Grunts, schleppendem Schlagzeug und tiefen Gitarren.
Musik zum Zuhören wollten sie machen, das erzählte mir Bassist Christopher im Interview (folgt in Bälde), und eben das ist auch gelungen. Ein Album, das Aufmerksamkeit einfordert und der man gern zuhört, wenngleich sie nach etwa zehn Durchläufen etwas von ihrem Reiz einbüßt. Ab dann beginnt man sich mehr und mehr mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass VON SPARs neue Platte live mit Videoinstallationen umgesetzt werden wird, und das passt dann wieder ausgezeichnet. Darauf bin ich schon jetzt gespannt. (7,5)
(jg) Contra: Auch wenn mir das Debüt von VON SPAR schon nicht mehr so richtig gefiel, auf „Die uneingeschränkte Freiheit…“ hörte man zumindest noch Einflüsse aus dem No Wave heraus, und so konnten die Jungs, die nebenbei noch bei URLAUB IN POLEN und THE OLIVER TWIST BAND tätig sind, zumindest die Nerds überzeugen, die sich irgendwas verkorkstes zwischen THE RAPTURE, den GOLDENEN ZITRONEN und Neuer Deutscher Welle wünschten. Was inzwischen in die Jungs gefahren ist, die mittlerweile zu fünft agieren, weiß ich nicht. Die zwei „Songs“ auf ihrem aktuellen Album bewegen sich zwischen CANscher Monotonie, nebelgeschwängertem Psychedelic und gewollt finsterer Düsternis à la NEUROSIS. So viel kiffen kann ich gar nicht, um dies hier interessant, geschweige denn gut zu finden. Einzig und allein zum Ende von „Xaxapoya“ blitzt noch ein wenig No Wave-Energie vergangener Tage durch. Ich bezweifle, dass VON SPAR hiermit Fans finden würden, wenn sie ihre Wurzeln nicht anderswo platziert hätten. (2)