„Truly alone“, der Opener des sechsten VILLAGERS-Albums, baut sich im Prinzip nur um zwei verschiedene Akkorde auf, die mit der rechten Hand auf dem Klavier gespielt werden. Dazu Conor O’Briens warme Stimme, aufgenommen ganz nah am Mikrofon. Im Hintergrund ein paar dezente Beats, zwischendurch leise Synthie-Spuren, die kommen und gehen – das war’s.
Man könnte meinen, dass Conor O’Brien sich dazu entschlossen hat, sein neues Album tatsächlich alleine im Home Recording aufzunehmen. Doch bereits der folgende Song „First responder“ beweist das Gegenteil. Das Stück beginnt zart indiefolkig, die Snare Drum mit einem Besen gestreichelt, dazu Gitarre und Klavier. Nach und nach werden ein Schellenkranz und eine zweite Gesangsstimme ergänzt, es folgen Streicher und schließlich ein ganzes Orchester. VILLAGERS funktioniert so und so – O’Brien als klassischer Singer/Songwriter nur mit einer Akustischen und seiner Stimme oder in voller Besetzung, gut vorstellbar auch mit einem hundertköpfigen Orchester in der Elbphilharmonie. Denn der aus Dublin stammende Musiker ist nicht nur ein guter Songwriter, sondern auch ein fantastischer Arrangeur. So weiß man auch als Fan nie ganz sicher, ob er sich allein oder mit der großen Truppe auf Tour begibt. Beherrschen tut er beides, und auf „That golden time“ kommen auch beide Seiten von VILLAGERS zum Einsatz, mal stripped down, mal voll orchestriert. Und es passt beides sehr gut zusammen, denn der rote Faden auf dem neuen Album ist ein ruhiger, der versöhnlich klingt und Geborgenheit spendet. So verspielt wie der Vorgänger „Fever dreams“ klingt die neue Platte nicht, dafür aber verträumt, hoffnungsvoll und fröhlich, aber auch manchmal besorgt und verängstigt. Genauso äußert sich O’Brien auch in seinen Texten. Es handele sich bei „That golden time“ um sein bisher verletzlichstes Album, behauptet er. Und dies auf (goldenem!) Vinyl zu verewigen, gelingt ihm wieder ausgezeichnet!