Freitagabend, der zweite extrem heiße Frühlingstag in Hamburg – wer würde da schon ins Molotow gehen, um ein Frühkonzert zu sehen? Richtig: nicht besonders viele. So vielleicht 35. Aber immerhin.
VHS OR BETA stand auf dem Programm. Eine Band, die in letzter Zeit immer mehr Beachtung in den Medien fand, schwimmt sie doch mehr oder weniger erfolgreich auf der Retro-Welle mit. Eine Kreuzung aus THE CURE und DAFT PUNK ist auf dem Molotow-Programm zu lesen. Und das völlig zurecht!
Was jedoch auf dem zuletzt veröffentlichten Tonträger „Night on fire“ noch klar trennbar scheint an musikalischen Einflüssen, geriet live zu einem ungemein sexy Soundbrei mit stets tanzbaren Beats. Gitarrenwände wurden hochgezogen, der schmachtende Gesang blieb stets unaufdringlich, Songstrukturen wurden teilweise völlig aufgehoben. Die Band aus Kentucky (Sänger: „Do you really know Kentucky?“) verstand es meisterhaft, ohne jegliche Starallüren auf der Bühne eine Präsenz zu erzeugen, die gelassener kaum sein kann.
Dem Publikum gelang es dennoch nicht, sich zum tanzen aufzuraffen. Ein gelegentliches Wackeln mit dem Kopf war das Äußerste an Reaktion. Allgemeine norddeutsche Schüchternheit also. Lediglich die zwei Zugaben ließen erahnen, dass auch im hohen Norden mal getanzt wird – jedoch erst nach Aufforderung der Band, doch endlich mal näher zu treten, sonst gäbe es keine weitere Nummer.
Und an Hitze lag es sicher nicht, denn das Molotow blieb nämlich ebenso kühl.