Einleitung – Vieles Bekanntes klingt mir bei URBAN HOMES aus meinen Lautsprechern entgegen:
– Repetierender Gesang aus dem Off und Getrommel, was leicht eine Brücke über den Rhein zu PTTRNS schlagen lässt
– Drumsounds (wie zwei TR-707) und
– Synthieflächen (MicroKorg, Roland Juno 60)
Nur YAGE höre ich nicht. Die sind unhörbar in dieser Musik; vielleicht in der Gitarre, aber das wäre zu sehr dahergeholt. Waren YAGE funky? Und AIRPEOPLE, schon eher? Die Distanz zwischen den beiden Musikstilen bleibt auf der Strecke, nicht jedoch, wenn ich die Entwicklung des Labels Altin Village & Mine in Betracht ziehe: Neben Screamo reiht sich bei den Leipzig-Dresdnern auch Elektronisches (Experimentelles?). Dies lässt sich bereits anhand der Line-Ups bei den Festivals „La Familia Y Amigos“ in Städten Sachsens aufdecken, denen ich nostalgisch hinterher sehe.
Der Groove ist da, danke, dieser mündet letztendlich in Full Trance Effect, der sich wider der anderen Stücke vieler Organik bedient und die Tanzfläche in seinen Mid-90ern-BPMs zu verlassen versucht. Hier leistet die Gitarre allerhand und führt fast über zur Welt des Post-Rocks, womit die Verbindung maximiert und das Dahergeholte minimiert ist. Danke auch für das Saxophon-Solo. Dafür und für den Rest erhaltet ihr einen großen Daumen von mir. Ich höre sie sehr gern und das durch. Und wieder. Die unzähligen Einflüsse.
Das Video zu „Ayran gifbek mersi“, auf dem Album „Centres“ (Release 15.03.2013) das dritte Stück, – editiert und Regie geführt von Ulrich Kalliske & Manuel Mueller – besticht in seiner Einfachheit mit Bildern aus großem Urbanen, das mich heute Abend samt YOUNG HARE erwarten wird.
URBAN HOMES – Ein Grummeln oder anderes Tonales beginnt das Set und legt sich unter fast alle Tracks. Wiederholungen haften sich fest an mir, ihre Melodien durchsuchen mein Wesen und verführen zum Auftauchen ins Helle des Gesangs aus der Mitte und von der linken Seite der Bühne. Dies und ihre Ideen habe ich auch während des Schreibens jetzt noch bei mir. Organisches Anhäufen von Ridebecken-Crescendi sorgt für wohlgeformte Übergänge. Mir stellt sich jedoch folgende Frage, die sich während der Show fast als Forderung zusammenfindet:
– Suche klassische Popstrukturen oder klassische achtminütige Housetracks! Also entweder Refrain-Vers-Strukturen oder housig dynamischen Aufbau aus Steigern, Abflachen und wieder Höhen, wieder Tiefen.
– Finde teils lediglich kleinere Blessuren, die sich eventuell darin begründen, dass sich dies erst als der dritte Auftritt nach dem Release in dieser instrumentalen Zusammensetzung identifizieren lässt und somit die Live-Routine fehlt. Bald läuft der Beat eher für sich, bald winden sich andere Sounds um ihn herum, bald läuft der Bass wohlwollend gemütlich mit.
– Vermisse das Ausrufezeichen aus Extase oder Stille. An dieser Stelle gestehe ich meine leicht einseitige Sicht ein.
Gitarre, Synthesizer: Oliver
Bassgitarre: Benedikt
Gitarre, Synthesizer, Percussion, Vocals: Stephan
Drumprogramming, Synthesizer, Vocals: Benjamin
YOUNG HARE – Zu zweit versiert und jeder für sich an ihren Instrumenten, einige Blicke reichen, um sich musikalisch freudig in Loops und Loopings zuzustimmen. Es fehlt an nichts, der Stehende hält Schieber, Knöpfe, Tasten, Saiten und Mikrofon zusammen, während der Sitzende teils Organisches, teils Digitales in eingängige Beats formt und groovt. Zusammen eröffnen sie Räume und minimieren sie auch wieder, der Gesang mal melodiös repetierend, per Klaviatur und Vocoder verändert, mal als Fläche dahinter.
Einige Male neigen die beiden Feldhasen dazu, in Pop-Nonsens abzudriften, dessen sie meiner Meinung nach eigentlich nicht bedürfen. Insgesamt froh, sphärisch, auch etwas düster und ein gelungenes Ensemble mit anderen Welten.
Links:
http://urbanhomes.tumblr.com/
http://altinvillage.bandcamp.com/album/urban-homes-centres
http://www.altinvillage.de/altinvillageIndex.html
http://weareyounghare.bandcamp.com/
http://www.younghare.com/
http://www.westwerk.org/Westwerk/Willkommen.html