TURBOSTAAT, „Rattenlinie Nord“ Tour – gleich zweimal in Hamburg. Da das ausverkaufte Konzert in der Hansestadt am 19.02.2020 anscheinend noch ordentlich Potential bereit hielt, um den Laden ein weiteres Mal mindestens adäquat zu füllen, spielten die Husumer noch mal am Vorabend auf. Am 18.02.2020 kamen die Jungs also für die Zusatzshow in die Hamburger Markthalle, genau einen Tag vorher. TURBOSTAAT waren für mich immer eine sehr besondere Band. Aufgewachsen im schönen Kappeln an der Schlei, verschlug es mich nach meiner Schulzeit direkt an die Förde, nach Flensburg. Schöne Stadt mit eigentlich reichlich Konzerten, irgendwas war immer los, Volksbad, Kühlhaus und ab und an dann auch im Hafermarkt. Vorglühen, Wegbier in die Hand, aus der Haustür raus und Vollgas. Gewohnt hat man immer zentral, die Wege waren kurz. Oftmals natürlich das gleiche Muster, insbesondere im Volksbad, war bei jeder Band, die annähernd was mit Punkrock zu tun hatte, (gefühlt) immer die gleiche Vorband am Start, TURBOSTAAT. Ich glaube es gibt keine Band, die ich so oft als Vorband erleben durfte wie TURBOSTAAT. Jetzt, zwanzig Jahre später, haben sich die Gegebenheiten geändert. Die Anreise wurde nicht fußläufig vollzogen, sondern innerhalb von Hamburg, 40 Minuten Autofahrt mit anschließend zwanzigminütiger Parkplatzsuche. Meiner Kenntnis nach war die Markthalle nicht ganz ausverkauft, aber viele Karten waren, so der optische Eindruck, nicht liegengeblieben. Für mich hätten TURBOSTAAT keine bessere Vorband wählen können. CAPTAIN PLANET heizten ordentlich ein, toller emotionaler Punkrock aus Hamburg. Herausragende deutsche Texte, kurz und knackig vorgetragen, fast alle Hits vorhanden. 12 Songs, u.a. „St. Peter“, „Land Unter“ und „Pyro“, sehr feine Sache. Für mich eine wirklich unterbewertete Band, die absolut in einer Liga mit TURBOSTAAT spielt. Wie eingangs ja auch schon beschrieben, haben TURBOSTAAT einfach einen besonderen Status für mich. Sie haben für sich über die Jahre schon fast ein eigenes Genre geschaffen und was auch besonders herausragend ist, innerhalb dieses Genres haben sie sich zu den besten deutschen Live-Bands entwickelt. Ausgehend von der kleinen Bühne im Flensburger Volksbad, hin zu den großen Festival- und Club-Bühnen. Klar, waren für meinen Geschmack einige Songs von den ersten Alben zu wenig vertreten, aber Songs wie „Vormann Leiss“ oder „Fraukes Ende“ wurden gut mit neueren Songs kombiniert. Neue Titel wie „Hemmingstedt“, oder „Rattenlinie Nord“ waren bei mir nicht unbedingt ganz oben auf meiner Wishlist, aber das Publikum war so textsicher, dass sich auch diese Songs stimmungstechnisch kaum von den altbekannten unterschieden haben und ohne Probleme in das Gesamtkonstrukt TURBOSTAAT integriert haben. Insgesamt schlicht und ergreifend ein überragender Auftritt, bin gespannt auf die nächsten zwanzig Jahre.
Fotos vom Konzert gibt es hier