Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass eine Band wie FEINE SAHNE FISCHFILET einmal so richtig durchstartet? Mit objektiv betrachtet spieltechnisch überschaubarem Deutschpunk und einem Frontmann, dessen überschaubare Sangeskünste einen Dieter Bohlen wahrscheinlich zu einem weiteren Vergleich mit einer Muppet-Show-Figur verleiten würden?! Wahrscheinlich kaum jemand. Und doch haben es die Jungs aus Mecklenburg-Vorpommern geschafft, sich mit ihrer couragierten Art und einer Reihe von Ohrwürmern eine erstaunlich große Fangemeinde aufzubauen, welche sich in den zwischen politischem Aktivismus und Alltagstristesse pendelnden Texten wiederfindet. Somit ist es nur eine logische Konsequenz, dass die meisten Shows der Tour zu ihrem neuen Album "Bleiben oder gehen" in Windeseile ausverkauft waren, und auch die Tickets für die Show im Hamburger "Uebel & Gefährlich" waren schneller vergriffen, als man das Wort "Verfassungsschutzbericht" buchstabieren kann.
Den Auftakt machten an besagtem Abend jedoch zunächst THE MOVEMENT aus Dänemark. Vor allem ihr 2003 erschienenes Debüt-Album "Move!" lief bei mir zur damaligen Zeit rauf und runter, fand aber nun schon seit einigen Jahren nicht mehr den Weg auf meinen Plattenteller. Wieso das so ist, frage ich mich ehrlich gesagt selber, denn das immer noch im feinen Zwirn aufspielende Trio lieferte eine schwungvolle Bühnenshow ab und haute jede Menge Mod-Punk-Hymnen im Geiste von Bands wie THE JAM, THE WHO oder THE CLASH raus. Songs wie "Losing you", "How come?" oder auch "Control your temper" mit seiner schnellen Offbeat-Gitarre kicken auch heute noch, wenngleich man den vielen jüngeren Leuten im Publikum ansah, dass sie THE MOVEMENT bisher noch nicht kannten und der Sound eventuell doch ein wenig zu Retro für ihren Geschmack ist. Sympathiepunkte konnte die Band dennoch aufgrund ihrer klaren sozialistischen und antifaschistischen Haltung sammeln, die wohl auch einer der Gründe ist, weshalb sie an diesem Abend den Support stellen durfte. Für mich ist seit diesem Abend jedenfalls klar, dass die Platten der Kopenhagener zukünftig wieder öfter bei mir zum Einsatz kommen werden.
Dann kam der große Auftritt von FEINE SAHNE FISCHFILET, der in Form von "Für diese eine Nacht" erwartungsgemäß mit dem Opener ihres neuen Albums begann. Trotz des stimmungsvollen Einsatzes zweier Konfetti-Kanonen machte vor allem Sänger Monchi zu Beginn des Auftritts allerdings einen etwas schlappen Eindruck, was möglicherweise auf Nachwehen des vorangegangenen Abends zurückzuführen ist, denn Gerüchten zufolge soll es da bereits zusammen mit der Audiolith-Crew feiermäßig etwas heftiger zur Sache gegangen sein… Doch passenderweise fand der Gute ausgerechnet beim kurze Zeit später folgenden und vom Publikum frenetisch gefeierten Kater-Song "Geschichten aus Jarmen" wieder zu seiner alten Form zurück und machte fortan einen wesentlich agileren Eindruck. Es folgten weitere Highlights wie beispielsweise "Es bleibt beim Alten", "Glitzer im Gesicht", "Mit dir" oder das FRÜCHTE DES ZORNS-Cover "Brennen", ehe Gitarrist Christoph mit dem Akustikstück "Warten auf das Meer" für ein paar Minuten eine melancholische Ruhe im Saal einkehren ließ. Auch das zeichnet ein FEINE SAHNE FISCHFILET-Konzert aus: Zwischen Partystimmung und Antifa-Fahnen-Gewedel bleibt immer noch Platz zum Innehalten. Trotzdem warteten alle natürlich auf "Komplett im Arsch", der Bandhymne schlechthin, die unmittelbar vor dem Zugabenblock platziert wurde und einmal mehr den Beweis ablieferte, dass der Hype um diese auf den ersten Blick durchschnittliche Band durchaus gerechtfertigt ist. In diesem Sinne: Auf viele weitere ausverkaufte Konzerte!