Ach ja, die Österreicher… Das ist doch dieses eigenartige Bergvolk mit dem unverständlichen Dialekt, dessen Hauptstadt Cordoba heißt, und das zuletzt sein Faible für Grenzkontrollen wiederentdeckt hat. Im Rahmen eines Kulturaustauschprogramms waren die Ösis nun so nett, die Band TURBOBIER nach Deutschland zu entsenden, damit diese uns die Gepflogenheiten ihres Landes etwas näherbringt. So kam das interessierte Publikum im Rock Café St. Pauli in den Genuss eines aufschlussreichen musikalischen Vortrags, in dem ihr lasziver Lebenswandel ausführlich vorgestellt wurde. Dadurch ergab sich für uns Außenstehende folgendes Bild des gemeinen Durchschnitts-Österreichers: Er ist wahlweise erwerbslos oder in der Recycling-Branche tätig (Stichwort: Altglasrückführung), besucht gerne Fußballplätze und ist dem Bierkonsum nicht gerade abgeneigt. Zur Staatsmacht und anderen Autoritäten hat er dagegen ein eher distanziertes Verhältnis, was ich einfach mal darauf schiebe, dass deren alltägliches repressives Gebaren den freiheitlichen Grundwerten der beschaulichen Alpenrepublik entgegensteht. Weshalb TURBOBIER im Verlauf ihres Auftritts jedoch ausgerechnet HELENE FISCHER und die SCORPIONS nachgespielt haben, anstatt uns traditionelles österreichisches Liedgut à la CHRISTINA STÜRMER oder FALCO näherzubringen, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Doch ungeachtet dessen habe ich seit diesem Abend das Gefühl, unser rätselhaftes Nachbarvölkchen endlich von seiner ursprünglichsten Seite kennengelernt zu haben. Danke dafür!
TURBOBIER – 01.03.2016, Hamburg (Rock Café)
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:8. März 2016
- Beitrags-Kategorie:Livereviews
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Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.