MILLIONAIRE im Magnet Club – klein und flauschig. Einen Vorgeschmack gab es diesen Sommer ja bereits auf dem Haldern-Festival. Inzwischen ist das neue Album „Paradisiac“ schon längst draußen und offensichtlich in einigen Ohren hängen geblieben, immerhin ist der Magnet-Club rammelvoll. Vorher galt es aber noch, die Vorband zu überstehen. THE HOSPITALS aus San Fransisco. Ein Duo – hier in der Besetzung Schlagzeug/Gitarre – seit den WHITE STRIPES ja offenbar eine populäre Zusammenstellung. Hier ist es allerdings der Drummer, der unverständlich ins Mikrofon schreit und dazu auf sein Schlagzeug einknüppelt, während der Gitarrist einem epileptischen Anfall nahe seine Saiten schrubbt. Melodie? Och nö, unnötiger Firlefanz. Blutende Ohren? Ja, gerne. Ist ja auch egal, ob man jetzt den richtigen Akkord spielt oder überhaupt die Hand am Griffbrett hat – Hauptsache, da kommt ordentlich Ton raus. Einziger Vorteil, die Songs sind entsprechend kurz und das Publikum bald erlöst. In der Umbaupause wundern wir uns noch kurz, seit wann das Keyboard eine so prominente Rolle bei MILLIONAIRE spielt, wo es doch gerade an vorderster Bühnenfront genau mittig aufgebaut wird. Und wer sind bitte diese drei Typen, die da eben mit ihren Instrumenten hinterm Bühnenvorhang verschwinden? Naja, egal. Dann geht’s endlich los …und die drei Typen von eben kommen auf die Bühne. Scheiße, noch ne Vorband! Die hier heißen DATAROCK, kommen aus Norwegen und tragen uniform rote Trainingsanzüge. Macht auch irgendwie Sinn, denn auf der Bühne gibt es ein 1a Gymnastikprogramm. „Interessant“ ist hier vielleicht das richtige Wort. Links Gitarre/Gesang, rechts Bass und in der Mitte der bandeigene Animateur an Keyboard und Drumcomputer. Nach anfänglicher Irritation ob des Dargebotenen entpuppt sich dieser Bastard aus Rock und Konservenbeat allerdings als ziemlich groovende und tanzbare Angelegenheit. Sollte man im Auge behalten, diese Band! Das war dann aber wirklich die letzte Vorband und nach einer kleinen Ewigkeit geht es endlich mit MILLIONAIRE und einer Armada an Effektpedalen (beeindruckend!) weiter. Das neue Album wird fast komplett gespielt. Es fehlen lediglich „For a maid“ und die einzige Albumruhepause „Ballad of pure thought“. Daneben gibt es fünf Songs vom ersten Album „Outside the simian flock“, unter anderem auch das wunderbare „Summer pass me by“, dass live aber leider nicht so flockig rüberkommt. In der Mitte gibt es mit „Buttholes“ einen mir unbekannten Song, der in den unbesungenen Passagen bis kurz vor nervtötend ordentlich ausgereizt wird. Insgesamt kommen die Songs dem Album entsprechend mit einer gehörigen Wucht rüber, da kapitulieren zuweilen auch diverse Gitarrensaiten. Tim Van Hamels Gesang hätte allerdings etwas weiter in den Vordergrund gemischt werden können. Dafür ist es mal wieder äußerst faszinierend anzuschauen, wie dieser Typ sich bewegt. Das muss man mal gesehen haben! Gitarrist/Keyboarder Aldo spielt übrigens mit gebrochener eingegipster Hand! Möchte nicht wissen, was der an Schmerztabletten jeden Abend vorher einwirft. Und in der ersten Reihe gibt es eine ganz andere Show zu belächeln, nämlich sich lasziv räkelnde junge Damen mit Blicken in Richtung Tim Van Hamel, die da sagen, wenn du willst, lutsch ich dir auf der Stelle deinen… naja und so weiter. Abwechslungsreicher Abend jedenfalls. Und sehr laut.