Bei jemandem einen Stein im Brett zu haben, kann Vor- aber auch Nachteile haben. Auf die Musik bezogen werden diese Bands aufmerksamer verfolgt, man geht zu ihren Konzerten und ist über alle News informiert. Andererseits fallen die Erwartungen bei einem neuen Album aufgrund bereits gelegter Messlatten entsprechend hoch aus.
Davon profitieren bei mir auch TRAKTOR – gleichzeitig hat es „Early adopter“ bei mir schwerer, als wenn dies ihr Debütalbum wäre.
Offenbar hatten die vier Schweden keine Lust mehr, die Marschrichtung von „Sequence the sequence“ weiter zu verfolgen. Dafür gibt es einen Haufen Neuerungen auf ihrem dritten Album zu entdecken. Das Geschrei wurde gegen Gesang eingetauscht, die dichte Wall of Sound gegen vergleichsweise minimalistische Klänge, gerade was die Gitarre betrifft. Entsprechend aufgeräumt klingen TRAKTOR jetzt, dafür büßen sie aber auch eine Menge Intensität ein. Nach dem ersten Durchlauf machte sich eine große Enttäuschung bei mir breit, da das Album scheinbar spurlos an mir vorbeiplätscherte, nach mehrmaligem Hören kann man die Energie jedoch im Verbogenen entdecken. Dafür erhielten eine Menge neuer Instrumente Einzug in ihren Sound – von Glockenspiel, über Klavier und Trompete bis Handclaps ist alles enthalten. Kein Wunder, dass sich die Band bei diesem Album wesentlich länger als ursprünglich geplant ins Studio verschanzte.
Erinnerten TRAKTOR bisher an die lauten Sachen von BREACH und JR EWING, kommen einem bei „Early adaptor“ eher die ruhigen Momente von LACK und AT THE DRIVE-IN in den Sinn. Hat man sich an die Veränderungen gewöhnt, fallen einem auch Parallelen zu der Entwicklung von ALARMA MAN auf. Und so kann man sich am Ende doch wieder mit den Schweden anfreunden. Mit Ausnahme von „Laggards“ und „Vampire/Vampire“, die auch nach mehrmaligem Hören noch langweilen.