Sollte ich mich spontan auf die wichtigsten Deutschpunk-Platten der frühen 80er Jahre festlegen müssen, dann würde diese Aufzählung neben der ersten SLIME-Platte, der "Zu spät"-LP von CANAL TERROR, dem RAZZIA-Klassiker "Tag ohne Schatten" sowie dem DAILY TERROR-Meisterwerk "Schmutzige Zeiten" auf jeden Fall das erste Album von TOXOPLASMA enthalten. Die darauf enthaltenen Lieder sind nicht nur authentische Beispiele für ebenso ungestümen wie effektiven Drei-Akkorde-Deutschpunk, sondern spiegeln zudem in ihren Texten sehr anschaulich die damals bei vielen jungen Leuten vorherrschende Stimmungslage zwischen beruflicher Perspektivlosigkeit, dem Aufbegehren gegen Autoritäten jeglicher Art sowie der permanenten Drohkulisse des Kalten Krieges wieder. Stücke wie "1981", "Asozial", "Polizeistaat", "Pass dich an", "Teenage Frust" oder "Wir warten" sind ungeschönte Pamphlete der hiesigen No Future-Generation, die durch den bellenden Gesang des damals noch recht jungen TOXOPLASMA-Sängers Wally Walldorf umso bissiger wirken. Die Wiederveröffentlichung dieses in den letzten Jahren nur noch schwer erhältlichen Klassikers war somit längst überfällig und kommt in Anbetracht des jüngst erschienenen Reunion-Albums der Band genau zum richtigen Zeitpunkt. Abgerundet wird das Re-Release mit vier Bonustiteln, die seinerzeit auf den Compilations "Underground Hits 1" und "Muttis muntere Melodei" erschienen sind. Neben der CD-Version erscheint das Ganze übrigens auch standesgemäß in einer limitierten Vinyl-Auflage. Da heißt es schnell zugreifen, denn ihr wisst ja: "Den Letzten holt die Bundeswehr"…
TOXOPLASMA – s/t (Re-Release)
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. Februar 2014
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.