TOCOTRONIC hatten sich zuletzt rar gemacht. Die einstigen Klassensprecher der Hamburger Schule haben das letzte Jahr in erster Linie damit verbracht, an ihrem neuen Album „Die Unendlichkeit“ zu feilen und währenddessen die Live-Aktivitäten hinten angestellt. Entsprechend ausgehungert war ihre Fangemeinde, wobei die Anhängerschaft in ihrer ursprünglichen Heimatstadt Hamburg direkt in den Genuss dreier aufeinanderfolgender (und allesamt ausverkaufter) Konzerte in der Kiezlocation Große Freiheit 36 kam. Nachdem wir uns durch die Garderobenschlange durchgekämpft hatten, starteten Frontmann Dirk von Lotzow, Drummer Arne Zank, Gitarrist Rick McPhail sowie der scheinbar niemals alternde Bassist Jan Müller bereits mit dem Titeltrack des neuen Werkes, während sich der Bühnenhintergrund dank blauem Licht und Discokugel passenderweise in eine Art Galaxie verwandelte. Zwar fanden im Laufe des Abends noch weitere neue Stücke wie „Electric Guitar“, „Hey Du“ oder „Alles was ich immer wollte war alles“ den Weg ins Programm, doch insgesamt schien der Fokus der Tour eher auf dem Material des Back-Kataloges zu liegen. Und da kam in den vergangenen 25 Jahren doch einiges an Liedern zusammen, die einfach nicht fehlen durften: „Let there be Rock“ gehörte ebenso selbstverständlich dazu wie „Kapitulation“, „Macht es nicht selbst“, „This Boy is Tocotronic“ und „Aber hier leben, nein Danke“, wobei Letztgenanntes mit einer klaren Ansage gegen Nationalismus jeglicher Couleur versehen wurde. Für die meiste Bewegung im Publikum sorgten TOCOTRONIC allerdings im Zugabenteil, als mit „Letztes Jahr im Sommer“ und „Freiburg“ unter anderem die beiden Uralt-Klassiker aus der glorreichen „Digital ist besser“-Ära zum Besten gegeben wurden. Zwei Lieder, die es ebenso wie ihre Urheber auch nach so vielen Jahren noch schaffen, die Fans zu begeistern.
TOCOTRONIC – 17.03.2018, Hamburg (Große Freiheit 36)
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:21. März 2018
- Beitrags-Kategorie:Livereviews
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.