Waschzettel? Beipackzettel? Promowisch, watt weiß ich, wie die Dinger noch genannt werden, welche ganz lustige und tierisch reale (bitte Englisch aussprechen) Promofirmen zu neuen Platten dazu legen, aber ich hab? bisher noch nicht einen gesehen, der irgend etwas positives zur Platte beitragen konnte. Meistens wird die Band mit irgend welchen Superlativen zusammen gebracht? Beste Live-Band, beste Texte, kreativste dies und gelungste das, etc. Der Effekt ist meist, zumindest bei mir, irgendwo zwischen Ekel und Abneigung. Wie gesagt, noch haben diese Zettel irgendwas positives bewirkt.
Wie viel Müll aber, kann man auf einer DIN A 4 Seite schon verbrechen? Auftritt der Promowisch für die neue THOUGHT RIOT.
Wie, leider, immer werden andere Bands genannt mit denen THOUGHT RIOT schon gespielt haben? Soll da der „Ruhm“ der berühmteren Bands abfärben? Die Musik von THOUGHT RIOT wird überraschenderweise nicht mit den Worten langweilig und lahmarschig beschrieben, sondern als „energetic, powerful & creative“ beschrieben. Den Vogel aber schießt ein Zitat von Sänger Marc ab. Dieser informiert uns, dass die Band „von Anfang an die best mögliche Musik schreiben wollte“. Na super, welch glorreiche und überhaupt unglaublich innovative Idee! Da kann ja nichts mehr schief gehen. Und das soll eine motivieren? Positiv angeregt soll ich jetzt ans eigentliche Hören gehen? Wohl kaum!
ABER ich bin ja zum Glück kein Profi (Hallo, Visions Redaktion) und kann deshalb das ganze Promogequatsche beiseite schieben und unbelastet dieses review beginnen.
THOUGHT RIOT spielen tatsächlich ziemlich energiegeladen und druckvoll. Punkrock mit einem bisschen Hardcore gemischt, so als ob BOY SETS FIRE ANTI-FLAG Songs spielen würden. Textlich geben sich THOUGHT RIOT die aller größte Mühe. Viele der drängensten Probleme dieser Welt werden, oft sehr innovativ, textlich verarbeitet. Manchmal schießen sie über’s Ziel hinaus, wenn zum Beispiel straight edge als weitere Abhängigkeit abgetan wird. Meistens aber gibt es aber viel interessantes zu hören und THOUGHT RIOT wissen auch, wo sie in vielen Konflikten stehen. Zum Beispiel heißt es in „you’re gonna die“ in Bezug auf die Todesstrafe: „the black men […] will walk this mile more often than you and me.“ Gefällt mir sehr gut! Musikalisch geht’s mir auch ganz positiv in’s Blut. Einziges Manko sind die oft zu verkrampf wirkenden Versuche Melodie und Härte zu mischen. Was bei BOY SETS FIRE glatt und unkompliziert funktioniert, wird hier teilweise zu einer abgehackten Aneinanderreihung.
Insgesamt aber ohne Frage einer gute Veröffentlichung, die zwar noch Potential zum Wachsen und Verbessern hat, was aber eigentlich nur gut ist.
P.S.: Ach ja, im ersten Song „with love, the underground“ gibt es übrigens die Antwort auf die Textzeile: „where’s your anger? Where’s your fucking rage?“ vom BOY SETS FIRE song „after the eulogy“!