Es ist nicht immer leicht, in einer Band zu spielen, schon gar nicht, wenn man es mit ganzem Herzen betreiben will, aber nicht massenkompatibel ist. „Es ist wie ein Vollzeit-Job, der wie eine schlechte Teilzeitstelle bezahlt wird“, sagt Sänger Mike Wiebe während er in der Markthalle selbst Poster aufhängt. THE RIVERBOAT GAMBLERS sind eine dieser Bands, die viel auf Tour sind und einen gewissen Personalverschleiß haben, kürzlich erst wieder einen Drummer. „Aber so ist es eben. Es ist schwierig, sich immer 100% auf die Musik zu konzentrieren – du musst viele Abstriche machen.“ Und so muss man während der anstehenden Aufnahmen zum Nachfolger von „Underneath the owl“ wieder arbeiten gehen.
Bei so vielen Aufritten und konstanten Touren ist es oftmals schwierig, fokussiert neue Songs zu schreiben. Daher nehmen sich TRG etwa drei Monate Zeit, über die Feiertage, mit nur wenigen Auftritten und einigen kleinen Seitenprojekten, um nicht ganz einzurosten. „Und auch, um mal den einen oder anderen Song live zu testen. Auf dem nächsten Album werden wieder ein paar Songs sein, die wir durchaus auf dieser Tour gespielt haben. Das gibt uns ein Gefühl dafür, wie sie funktionieren.“ Wie TRG live funktionieren, sieht man auf einen Blick, und auch die Hamburger Markthalle hat dies heute erfahren. Unbändiger Wille und eine Energie, die trotz geringer Bekanntheit die ausverkaufte Markthalle in Windeseile durchzieht und zu schweißnassen Körpern führt. „Diese Jungs geben bei dem Aufritt alles, als ginge es um ihr Leben“, sagt Jim Lindberg von THE BLACK PACIFIC anerkennend. Damit diese Energie auch auf den Platten erhalten bleibt, spielen TRG so viele Songs wie möglich live im Studio ein. „Wir spielen selten mit Metronom, sondern lassen lieber mal eine Stelle ein wenig unperfekt, wenn wir das Tempo anziehen oder eine unsaubere Note eine schöne Dissonanz ergibt. Ich denke, das steht unserem Sound ganz gut und macht das Ganze organischer und echter. Wenn man alle Instrumente nacheinander einspielt, hat man doch zu oft das Problem, das alles wenig dynamisch klingt.“
Perfekt ist in der Welt der Band nichts, außer das Lebensgefühl und der Spaß. Es gibt immer wieder kleinere Rückschläge und Unwegsamkeiten, aber dann muss man halt mal zwei Jacken übereinander ziehen, wenn es in Finnland und Schweden extreme Minusgerade hat. Und auch mal selbst Poster aufhängen. „Weißt du, so Sachen wie die Antidote-Tour sind schon super für uns, weil vieles organisiert ist und du immer Essen und Getränke hast, aber darauf kommt es nicht an. Das ist ein schönes Beiwerk. Die Show muss stimmen und das Publikum 04ss, egal wie groß es auch sein mag, mitgehen. Dann sind wir glücklich.“
Demnach war ihr Abend in Hamburg durchaus erfolgreich, zumindest emotional. Kommerziell sind leider die Zeiten auch für TRG härter geworden, denn die Wirtschaftskrise hat einige Staaten schon hart getroffen und so werden mehr Alben heruntergeladen und weniger Merch gekauft. „Aber das ist schon okay, solange die Kids noch zu den Shows kommen, sind sie wenigstens ein Teil von uns und unterstützen uns.“ Wie alles an Mike Wiebe, eine sehr moderate, zufriedene Aussage. So ist es eben, wenn man sich auf einer Tour mal nicht selbst verletzt. „Ja, dieses Mal ist alles gut“. Denn Verletzungen auf der Bühne sind nicht unüblich. Nicht mit Absicht, sondern weil die energiegeladene Live-Show manchmal ihre Opfer fordert. Wer die Chance hat, unbedingt hingehen.