In GB wird ja alles gehypt, was irgendwie aus der Traviscoldplaykeane-Ecke kommt oder diese vermeindlich bedienen könnten. So auch THE OPEN. Dabei tut man ihnen damit gleich schon mal unrecht. THE OPEN sind lange nicht so melancholisch wie TRAVIS, nicht so laumännisch wie COLDPLAY und deutlich rockiger als KEANE. Im Opener wird noch für ein paar Takte genau die anfangs beschriebene Karte gezogen, um sie dann aber sofort zu zerreißen, denn es folgt solider Radio-Rock-Pop mit schmissigen Drums und kräftiger Früh-80ger-New-Wave-Rhythmusgitarre. Der leicht pathosdurchtränkte Gesang weckt Erinnerungen an die erste U2-Scheibe. Flächige Synthies malen die Stimmung gekonnt aus.
„Close my eyes“ hat durchaus Potential. In “Bring me down” wird noch ein schöner Upbeat dazugemischt, der Refrain schraubt sich in den verhallten Klanghimmel, alles wird gut.
THE OPEN schieben schon recht früh mit „Lost“ eine (fast schon zu erwartende) Halbballade hinterher. Die sich zwischendurch lauthals meldende Gitarre bewahrt den Song vorm Absturz. „Forgotten“ erinnert dann an die seligen TEARDROP EXPLODE (kennt die noch jemand?). „Daybreak“ ist dann ein echter Ausfall. So etwas brauch ich persönlich nicht. Das verklebt nur die Linse des CD-Players. Mit „Just want to live“ folgt dann gleich die nächste Ballade, aber hier zieht Sänger Steven Bayley alle Register seines Könnens. Garantiert demnächst in jedem zweiten Mädchenzimmer. Und so geht es weiter: ausgebremster Pop, Ballade, mehrstimmiger Bombastpop. Hier streicht der Rocker dann die Segel. Erst mit „Elevation“ kriegen THE OPEN wieder die Kurve. Das beste Stück des Albums. Genau hier und in der ausdrucksstarken Stimme, die eher an Paul Weller, denn an Bono erinnert, liegen die eindeutigen Stärken des Fünfers aus Nordengland. Für meinen Geschmack ist das Album zu durchwachsen, um mich richtig packen zu können. Für Freundinnen des melancholischen Rockpops aber durchaus empfehlenswert.(Holly)